Ein Gastbeitrag von Nils Werschnik
Vor der Küste von Peru gibt es einen sensationellen Ort für Tierbeobachtungen: Die Islas Ballestas. Sie sind eine Inselgruppe in der Region Paracas im Südwesten des Landes. Die Islas Ballestas liegen vor dem Festland in der Nähe der Stadt Pisco und können nur mit organisierten Bootstouren erreicht werden. Die kleinen Boote mit knapp 30 Leuten und zwei Guides an Bord fahren durch das Inselgebiet und geben Infos zu den Tieren auf den Inseln. Das sind unfassbare Massen an Seebären, Vögeln und vor allem: Pinguine!
Wo genau liegen die Islas Ballestas ?
Die Inseln liegen direkt vor der Küste Perus. Die größte Stadt in der Nähe, Pisco, liegt etwas mehr als 3 Stunden Autofahrt südlich von Perus Hauptstadt Lima. Ich selbst bin mit einem privaten Fahrer dort hingekommen. Es fahren aber auch die typischen Fernbusse durchs Land. Wenn du mit einem Leihwagen unterwegs bist, kannst du problemlos am Hafen parken und bei einer der Touren mitmachen. Die Touren starten in der kleinen Stadt Paracas.
Abfahrt am Hafen – ein wirres Durcheinander
Paracas ist vollkommen auf den Tourismus ausgerichtet. An der Hafenpromenade sind entlang des Wassers überall Restaurants aufgereiht. Am Pier selbst findest du unzählige Touristenhops und vor allem diverse Touranbieter, die mit Booten raus zu den Islas Ballestas fahren.
Auch wenn alles erstmal etwas unübersichtlich wirkt, ist das Prinzip eigentlich ganz einfach: Du meldest dich im Hafengebäude bei einem der Anbieter an und erhältst dort deine Tickets – welcher ist eigentlich egal. Du kannst die Tickets zwar auch online kaufen, zum Beispiel bei Peru Hop. Durch den Konkurrenzkampf der verschiedenen Anbieter sind die Tickets vor Ort aber deutlich billiger. Die Boote der verschiedenen Tourveranstalter sind alle ähnlich. Wenn du ein Ticket erworben hast, geht es zum Eingangsgebäude des Piers. Dort stehen bereits unzählige Mitarbeiter der jeweiligen Anbieter, die direkt auf dich zukommen und dich ungefragt einem Boot und einer Zeit zuteilen.
Ist die Abfahrtszeit gekommen, wird’s erstmal noch unübersichtlicher und absurder. Du wartest mit den anderen Touristen in Reihen auf dein Boot. Klingt nach Ordnung, so richtig sortiert ist das aber alles nicht. Während die Boote eins nach dem anderen an den Holzanleger fahren, schicken die Mitarbeiter eine Gruppe nach der anderen auf’s Wasser. Dabei passiert es schon mal, dass die Mitarbeiter der verschiedenen Anbieter euch auf ein anderes Boot setzen, weil da noch Platz ist. Aber das ist eben typisch südamerikanisch – die Planung und Organisation ist verbesserungswürdig, aber irgendwie klappt’s dann schon.
Die beeindruckende Tour zu den Islas Ballestas
Wenn das wirre Zuordnungsprozedere erstmal geschafft ist, geht es endlich los! Auf den Booten sitzen knapp 30 Leute und zwei Guides. In den ersten Sekunden ist man überrascht, mit welchem Speed die Boote rausfahren. Versuche, möglichst einen der vorderen Plätze zu bekommen. Hinten ist der Motor so laut und der Wind so stark, dass du nicht verstehen kannst, was der Guide erzählt. Und dabei ist das total spannend. Die Guides erklären erstmal alles nur auf Spanisch für die gesamte Gruppe. Sie fragen aber vorher, wer eine Übersetzung ins Englische braucht. Die kriegt man dann auch problemlos im Anschluss.
Während die Boote an den ersten Inseln vorbei fahren, hörst du Storys über den so genannten Bird Poo War im 19. Jahrhundert. Ein Krieg zwischen Peru, Chile und Spanien, in dem es darum ging, sich den größten Anteil des Vogelkots der Inseln zu sichern. Der diente als Dünger und war zur damaligen Zeit total wertvoll. Außerdem fährst du an einem Symbol in Kaktusform auf der ersten Inselseite vorbei. Bis heute ist diese Spur auf der steinigen Oberfläche der Insel ein Mysterium. Der Guide erzählt euch die diversen Theorien dazu, die von religiösen Ideen von Seefahrern bis hin zu Außerirdischen reichen.
Doch der spannendste Teil der Tour beginnt erst im Anschluss. Wieder rast das Boot mit beeindruckender Geschwindigkeit weiter raus auf das offene Meer. Weiter draußen als gedacht tauchen weitere Inseln auf und die ersten Vogelschwärme fliegen durch die Luft. Je näher man an die Inseln herankommt, desto beeindruckender wirken sie. Die großen Steinbögen sind imposant, einzelne Spitzen wachsen einfach aus dem Meer heraus und schnell sieht man die unfassbare Masse an Tieren.
Auf den Islas Ballestas wohnen mehrere Tausend Arten von Vögeln. Sie sind mir zuerst aufgefallen. Sie chillen auf den großen Steinflächen, tauchen direkt neben den Booten nach Fischen oder fliegen in Schwärmen kreuz und quer über die Inseln. Nimm am Besten einen Hut mit (gibt es notfalls noch direkt am Ableger zu kaufen – natürlich zu Touristenpreisen). Die Inseln sind nicht ohne Grund früher wegen des Vogelkots umkämpft gewesen!
Das Highlight: Humboldtpinguine & Seebären
Man merkt mit der Zeit, dass alle im Boot auf die Pinguine warten und die Suche nach dem ersten Tier beginnt. Der Guide erklärt, die vor Ort lebenden Humboldtpinguine seien immer in Gruppen unterwegs. An manchen Tagen sieht man wohl hunderte von ihnen, an anderen Tagen keinen einzigen. Ein wenig Glück gehört also dazu! Ich musste mich etwas gedulden. Zuerst führt die Fahrt an riesigen Gruppen von Seebären vorbei. Die sind laut, faul und größer als man so denkt. Das Boot biegt immer wieder in kleine Buchten ein und offenbart eine ungeahnte Masse an Tieren. Du wirst locker mehrere Fotos mit über 100 Seebären machen können! Achte dabei auch immer mal auf’s Wasser. Wenn sie Hunger haben, schwimmen sie vor den Inseln umher und suchen Fische. Dann tauchen sie auch schon mal direkt neben eurem Boot urplötzlich aus dem Wasser auf.
Irgendwann gibt es dann hoffentlich den Moment, an dem jemand Pinguine entdeckt. Ich hatte Pech und doch gleichzeitig Glück: Ein einzelner Pinguin hatte seine Gruppe verloren und lief verlassen über die Steine. Ein skurriles Bild! Bei 25 bis 30 Grad auf einer verlassenen Steininsel im Pazifik ist ein Pinguin das letzte, was ins Bild passt. Mach dich schon mal auf ein großes „awwwww“ und „ooooooh“ bereit, das die gesamte Gruppe auf eurem Boot von sich geben wird, sobald sie die kleinen Watschler erblickt. Mehr Pinguine gab es für uns dann aber leider nicht zu sehen.
Nach knapp 30 Minuten geht es wieder in Vollspeed zurück zum Hafen und die Tour ist recht schnell und unspektakulär beendet. Einmal noch durch die Touristenanbieter kämpfen und der Trip zu den Islas Ballestas ist vorbei.
Warum lohnt sich der Trip zu den Islas Ballestas?
Weil man so ein Naturspektakel sonst kaum irgendwo erlebt. Diese Inseln bieten Tiere ohne Ende. Und das ist nicht übertrieben formuliert. Pelikane, Möwen, Pinguine, Seebären, Fische – du wirst alles sehen.
Tipps für den Trip zu den Islas Ballestas
Unbedingt Verpflegung mitbringen! Für Essen und Getränke gibt’s außer den recht kostspieligen Restaurants am Hafen nur ein kleines Café – das sogar noch teurer ist. Nimm dir ausreichend Wasser und ein paar Snacks mit. In der Hitze wirst du beides brauchen und ohne Vorbereitung lässt du jede Menge Geld da. Die ganze Gegend ist wie gesagt komplett auf den Tourismus ausgerichtet. Und das lassen sie dich finanziell spüren.
1 Kommentare
Hallo Nils,
ein sehr lebhafter Bericht über deine Tour zu den Islas Ballestas! 🙂 Das macht richtig Vorfreude auf die Bootstour und die vielen Tiere.
Wir fliegen im September nach Peru und auf der Route von Lima nach Arequipa machen wir auch einen Halt in Paracas. Der Ausflug steht also schon auf der Wunschliste, hoffentlich mit Pinguinen.
Liebe Grüße
Iris von Ich Reise Immer So