Das Sommerloch blieb dieses Jahr aus, zumindest in der Musikbranche. Ganz im Gegenteil, einige der bisher besten Alben des Jahres sind in den vergangenen Wochen erschienen: Zum Beispiel von Queens of the Stone Age und Arcade Fire. Dafür gab es allerdings – mal wieder – wettertechnisch keinen echten Sommer. Aber gut, das wäre dann vielleicht auch zu viel verlangt. Sommerregen und Gewitter können außerdem auch schön sein. Perfekt für jedes Wetter: Mein Mixtape des Monats August.
Groß war die Überraschung, als Mitte August völlig ohne Vorankündigung das neue Album von Brand New erschien. Meine Emo-/Alternative-Helden aus New York hatten zwar angeblich schon länger an neuem Material gebastelt, aber einen offiziellen Releasetermin gab es nicht. Das letzte Album der Band liegt dafür schon stolze acht Jahre zurück. Jetzt also „Science Fiction“ – ein düsteres Meisterwerk über Scheitern, Selbstzweifel und Depression. Musikalisch gefüllt mit tollen Melodien und traurigen Akustikgitarren. Ein wirklich großes Album – und deshalb auch mit „Can’t Get It Out“ und „Same Logic/Teeth“ gleich zweifach auf dem Mixtape des Monats vertreten.
Fast genauso gut gefällt mir „Villains“, das neue Werk der Queens of the Stone Age. Produziert wurde es von Mark Ronson, der bisher vor allem durch sein Händchen für Funk- und Retrosounds bekannt wurde. Es ist also wohl kein Zufall, dass die Herren um Josh Homme selten vorher so gegroovt haben wie auf der neuen Platte. Das belegt der Albumopener „Feet Don’t Fail Me“, eine trockene Tanznummer mit schrägem Gitarrensolo. Dass die Queens es auch hymnisch können, beweist dann „Villains of Circumstances“.
Dave Grohl ist bekanntermaßen einer der besten Buddys von Josh Homme – und für große Hymnen hatte auch er schon immer ein Händchen. Das zeigt auch „The Sky Is A Neighbourhood“ mal wieder, die neue Single der Foo Fighters. Im dazugehörigen Musikvideo spielen übrigens die beiden Kinder von Dave mit:
Das neue Album von Nothing But Thieves wird „Broken Machine“ heißen und am 08.09.2017 erscheinen. Ich war schon lange nicht mehr so gespannt auf ein Album einer jungen britischen Band. Nach der Vorabsingle „Amsterdam“ haben NBT mit „Sorry“ und „I’m Not Made By Design“ jetzt zwei weitere Songs als Albumteasing rausgehauen. Ich denke, die Jungs könnten die nächsten Muse oder Biffy Clyro werden. Auch live übrigens mit ordentlich Dampf auf dem Kessel, wirf mal einen Blick auf diesen Konzertmitschnitt:
Apropos junge britische Acts: Auf der Playlist von BBC Radio 1 habe ich Rat Boy entdeckt. Ihr Song „Boiling Point“ ist lauter, schräpiger Gitarrenpop genau nach meinem Geschmack. Und wenn wir schon bei lauten Gitarren aus dem UK sind: Auch die Marmozets, die auf ihrem ersten Album vor drei Jahren eine unwiderstehliche Mischung aus Emocore, Math-Rock und Pophymnen am Start hatten, melden sich überraschend mit einem neuen Song („Play“) zurück.
Beim Thema Überraschungen möchte ich an dieser Stelle ein paar Worte über Miley Cyrus verlieren. „Malibu“ war für mich einer der Sommerhits des Jahres. Also einer meiner Sommerhits, Despacito höre ich nur auf der Arbeit. Und jetzt kommt mit „Younger Now“ gleich die nächste gute Nummer aus Mileys gleichnamigem neuem Album, das im September erscheint. Damit hätte ich drei Jahre nach dem nackten Ritt auf der Abrissbirne wirklich nicht gerechnet. Mal sehen, ob das Album dieses Niveau halten kann.
Das frage ich mich bei The Killers inzwischen schon seit zehn Jahren, so lange liegt „Sam’s Town“ zurück, die letzte wirklich gute Platte der Herren aus Las Vegas. Die neue Single „Run for Cover“ klingt zumindest schon mal angenehm nach der Frühphase der Band. Ich bin gespannt, ob mich das dazugehörige Album „Wonderful, Wonderful“ überzeugen kann.
Kein Mixtape ohne einen Ausflug in Richtung Indie-Pop. Diesem Motto bleibe ich auch im August treu. An erster Stelle möchte ich dir hier Barns Courtney vorstellen. Ein junger Engländer, den ich zufällig im Netz entdeckt habe. Die Stimme erinnert mich stark an den Sänger von Young The Giant. Sein Song „Golden Dandelions“ bietet leicht folkigen, fluffigen Pop mit Akustikgitarren und Piano. Mehr gute Laune bringen neue Songs von den Smallpools („Centerfold“) und The Front Bottoms („Raining“). Wer es androgyn, pathetisch und leicht musicalhaft mag, sollte unbedingt mal bei BØRNS und seinem Song „Faded Heart“ reinhören. Ich habe den Chorus der Nummer seit Wochen im Kopf.
Der Höhepunkt in puncto träumerisch-leichtfüßigem Gitarrenpop kommt diesen Monat übrigens von Benjamin Gibbard, dem Sänger von Death Cab For Cutie. Sein neues Album ist ebenfalls eine Überraschung, es handelt sich nämlich um ein Komplettcover des Teenage Fanclub-Klassikers „Bandwagonesque“. Auch wenn du das Original nicht kennst, kannst du hier nichts falsch machen. Stellvertretend habe ich den Opener „The Concept“ auf das Mixtape gepackt. Melancholischer Indie-Pop zum Träumen, besser als die letzten Sachen von Death Cab!
Die letzte Überraschung brachte für mich diesen Monat die Kooperation zwischen den Beatsteaks und Deichkind. „L auf der Stirn“ überzeugt mit Killer-Hook und einem witzigen Text über das Leben als Loser. Dabei klingt der Song so unbeschwert und sommerlich, wie es das Wetter in diesem Jahr selten war. Damit wäre dann der Kreis geschlossen. Beim nächsten Mixtape verliere ich kein Wort über das Thema Wetter. Versprochen.
Als Rausschmeißer gibt es dann noch den Abschlusstrack der neuen Arcade Fire-Platte „Everything Now“. Der Song endet mit der bereits aus dem Titeltrack bekannten Instrumentalhook. Und die fand ich schließlich schon letzten Monat unwiderstehlich.
Wenn du das Tape hören willst, findest du es wie immer unten im Spotify-Widget. Viel Spaß!