Es ist Ende Juni, das Jahr ist mal wieder viel zu schnell schon halb vorbei. Aber eines kann ich zumindest schon jetzt festhalten: Das Musikjahr 2017 war bisher ein richtig gutes. Viel besser als 2016! Mit einer sehr hohen Dichte an musikalischen Höhepunkten. Das zeigt sich auch im Juni-Mixtape. Diesen Monat haben nämlich gleich mehrere Giganten ihr Comeback gefeiert.
Da wären zum Beispiel die Foo Fighters, die mit „Run“ ein erstes Lebenszeichen nach anderthalb Jahren Pause von sich geben. Und was ist das bitte für ein Lebenszeichen!? Der Song zeigt die Herren um Dave Grohl in absoluter Höchstform: Laut, hart, mit mächtig Dampf – aber trotzdem auch melodiös und mit einer Killer-Hookline. Für mich der beste Foo-Fighters-Track seit „The Pretender“. Wer es noch nicht kennt, möge sich auch das Video zu „Run“ anschauen. Hier nimmt die Band ihr eigenes Älterwerden auf’s Korn. Alles in allem richtig geil. Das neue Album „Concrete and Gold“ kommt im Herbst – die Messlatte liegt jetzt mächtig hoch.
Zum anderen feiern mit Arcade Fire weitere Giganten mit Headliner-Qualitäten eine fulminante Rückkehr. Ihr neuer Song „Everything now“ ist von einer cheesy Streichermelodie dominiert. Der Gesang und die Instrumentierung erinnern mich an alte Bowie-Nummern. Auch ein absoluter Ohrwurm und überguter Song.
Und wenn man schon von Giganten spricht: Als solcher sieht sich ganz bestimmt auch Liam Gallagher, der mit „Wall of Glass“ seine erste Solo-Single am Start hat. Und die ist mal eben besser als alles, was er mit seiner letzten Band Beady Eye gemacht hat.
Ein weiteres Highlight war für mich im Juni „Melodrama“, das neue Album von Lorde. Vielleicht die Popplatte des Jahres. Die aktuelle Single „Perfect Places“ ist jedenfalls bisher der Popsong des Jahres. Und weil mir der Sound von Lorde so gut gefällt, habe ich mit „Liability“ direkt noch einen zweiten Track auf’s Mixtape gepackt.
Noch nicht so genau weiß ich, was ich von der neuen Phoenix-Platte halten soll. Insgesamt klingen mir die Franzosen ein bisschen zu sehr nach den Pet Shop Boys auf ihrem neuesten Werk. Ich versuche noch, es mir schön zu hören. Deswegen ist der Titeltrack „Ti amo“ auch auf dem aktuellen Mixtape vertreten.
Richtig gut finde ich hingegen „Relaxer“, das neue Album von Alt-J. Interessanterweise ist die Platte bei vielen Kritikern schlechter weggekommen als ihre Vorgänger. Ich sehe das anders und deswegen steht „In Cold Blood“ hier stellvertretend für das ganze Album.
Auch unterhalb dieser Big Names ist diesen Monat richtig viel gutes passiert: Bellevue Days mit „Secret Love“ und Captain We’re Sinking mit „Water“ lassen zum Beispiel die Herzen der Emokids unter euch höher schlagen. Und die Indiepop-Fraktion freut sich diesen Monat bestimmt über die neuen Singles von Grizzly Bear („Mourning Sound“), Alvvays („In Undertow“) und The War On Drugs („Holding On“).
Husky haben es mit „Splinters in the Fire“ zum zweiten Mal hintereinander mit einem Track in meinen Monatsmix geschafft: Das neue Album der Band aus Melbourne heißt „Punchbuzz“ und verdient meiner Meinung nach unbedingt Gehör.
Das gilt übrigens auch für einen jungen Typen namens Rudi Maier aus Landshut. Unter seinem etwas schrägen Künstlernamen Burkini Beach hat er mit „Supersadness Intl.“ eine der Singer-/Songwriterplatten des Jahres veröffentlicht. Ich habe schon seit Wochen einen unverschämten Ohrwurm von „Bodyguards“.
Zwei weitere nationale Acts hab ich für meinen Juni-Mix ausgewählt. Zum einen die Beatsteaks, die vor ein paar Wochen gleich mehrere Tracks ihres demnächst erscheinenden neuen Albums rausgehauen haben. Während ich die Single „I do“ eher lahm finde, konnte mich der Track „40 Degrees“ ziemlich überzeugen. Gute Laune, gute Hook und ein straighter Beat – so fand ich die Beatsteaks meistens besser als bei ihren Ausflügen in andere Gefilde, wie ihre Songs mit Reggae-Anleihen zum Beispiel. Zum anderen, man höre und staune, die Donots. Die singen inzwischen ja auf deutsch und liefen eher unter meinem Radar in den letzten Jahren. Jetzt haben die Jungs eine Split-EP mit Adam Angst aufgenommen und darauf ist der Song „Keiner kommt hier lebend raus“, den ich textlich und auch musikalisch richtig stark finde.
Wer mir bei Facebook und Instagram folgt, hat es vielleicht mitbekommen: Ich war diesen Monat drei Wochen lang im Westen der USA unterwegs. Auf den langen Autofahrten durch die Wüsten von Nevada, Utah und Arizona habe ich viel Radio gehört und ein Song ist mir dabei immer wieder über den Weg gelaufen: The Revivalists mit „Wish I knew you“. Guter Folk-Pop, der bei den Amis gerade ein großer Hit zu werden scheint. Was ebenfalls richtig gut gekesselt hat auf trockenen Wüstenstraßen: „Freeze me“, die neue Nummer von Death From Above 1979.
Anfang Juli fahre ich nach Lissabon zum Nos Alive! Festival. Eine der Bands, auf die ich mich dort am meisten freue, sind Cage The Elephant. Die Jungs haben sich ebenfalls mit einer neuen Single zurückgemeldet. Und zwar mit einer Coverversion vom 70s-Klassiker „Whole Wide World“ von Wreckless Eric. Ich bin gespannt, wie die Nummer im Konzert rüberkommt.
Insgesamt alles guter Stuff – ein würdiger Abschluss des ersten Halbjahres 2017.
Wenn du weitere meiner Playlists hören willst, schau doch mal hier vorbei:
Mixtape des Monats: Mai 2017 – Frühlingserwachen
Mixtape des Monats: April 2017