Endlich ist der Frühling da. Die Temperaturen steigen, die Laune auch. Das Mixtape im Mai liefert den passenden Soundtrack für sonnige Frühlingstage: Über eine Stunde lang aktueller Feelgood-(Indie-)Pop. Musik, die jede dunkle Wolke zu vertreibt.
Warum wird eigentlich ständig behauptet, gitarrenlastiger Indiesound sei tot? Alles Quatsch. Allein in den letzten Wochen ist richtig viel gutes Zeug an fluffigem Gitarrenpop erschienen. Nur die Hipster sind vielleicht gerade woanders und hören lieber Elektropop, Cloud Rap oder Indie House. Die guten Songs sind aber immer noch da. Der aktuell beste eröffnet das Mixtape im Mai: Husky aus Melbourne spielen folkigen Indie-Pop. Die aktuelle Single „Ghost“ ist ein mitreißender Uptemposong mit catchy Synthieriff und einem wunderbaren Chorus, der direkt im Kopf hängen bleibt und gute Laune macht. Solche Merkmale hat man über Jahre auch immer Phoenix zugeschrieben. Die Franzosen haben mit „J-Boy“ vor einigen Wochen den ersten Vorboten ihres im Juni erscheinenden Albums „Ti amo“ veröffentlicht. Gute Nummer, keine Frage – für das Album wünsche ich mir aber etwas weniger 80-Synthiepop-Atmosphäre. Beim ersten Hören hat mich der Song tatsächlich an die Pet Shop Boys erinnert.
Mit gleich zwei neuen Tracks haben es Oh Wonder ebenfalls auf das aktuelle Mixtape geschafft. „Ultralife“ und „My Friends“ stehen dabei exemplarisch für den Sound des Duos. Zuckersüßer Pop, mal uplifting, mal melancholisch-sehnsuchtsvoll. Wenn du die Band magst: Es gibt noch weitere neue Tracks. Die beiden hauen nämlich gerade gefühlt im Wochentakt neue Musik raus.
Für weitere energetische Popmomente sorgen Satellite Stories mit „Waiting for“. Die Jungs aus Schweden klingen immer noch wie eine Mischung aus Two Door Cinema Club und den Wombats. Eigenständigkeitsfaktor zwar gleich Null – Spaß macht die Musik trotzdem. Ebenfalls für positive Schwingungen sorgt bei mir gerade der Track „A-Side/B-Side“ von Tipling Rock. Von den Newcomern aus Boston hat hierzulande wahrscheinlich noch kaum einer was gehört. Die Band hat noch nicht einmal einen eigenen Wikipedia-Eintrag. Das sollte sich ändern, wie ich finde. Wirf einen Blick auf das Proberaum-Session-Video der Jungs zum Song „Play it cool“.
Ebenfalls (noch?) total unbekannt sind im deutschsprachigen Raum Ball Park Music aus Down Under. Bei sich Zuhause füllt die Band größere Hallen. Ich habe sie allerdings im Kölner Blue Shell vor zwei Jahren mit ihrem damals aktuellen Album „Puddinghead“ (hört dieses Album, es ist perfekter Powerpop) vor 50 Leuten gesehen. So wundert es nicht, dass die Veröffentlichung ihrer aktuellen Platte „Everynight the same Dream“ vor einigen Monaten ein wenig an mir vorbeiging. Ich habe das Album eher zufällig vor ein paar Wochen bei Spotify entdeckt. Der Song „Whipping Boy“ daraus hat es auf’s aktuelle Mixtape geschafft.
Und wo wir gerade bei Geheimtipps für Indie-Popper sind: Hör mal in das neue Album von Clean Kut Kid aus Liverpool rein. Der Titelsong „Felt“ gibt da schon mal einen kleinen Vorgeschmack. Auch eine wirklich gute Band, die deswegen mehr Aufmerksamkeit verdient.
Richtig positiv überrascht haben mich diesen Monat Paramore. Ihre neue Single „Hard Times“ klingt nicht mehr nach Teenie-Alternative-Emo, sondern ist vielmehr ein fluffiger Eighties-Wavepop Song. Chapeau!
Weitere Tracks auf dem Tape: Neues von The Kooks („Be who you are“), die jetzt tatsächlich meinen, ein Best-Of-Album veröffentlichen zu müssen, den tollen To Kill A King („The good old Days“) und den Arkells („Knocking at the Door“). Für etwas ruhigere Töne sorgt Asgeir aus Island mit „Stardust“ von seinem Anfang Mai erschienenen zweiten Album „Afterglow“.
Ebenfalls haben es ein paar Lokalmatadore auf das Mixtape im Mai geschafft: Woman aus Köln spielen smarten, groovenden Pop. Ihr Song „Marvelous City“ macht Lust auf das Debütalbum „Happy Freedom“, das diesen Monat frisch erschienen ist.
Für Hochstimmung bei gutem Wetter sorgen bei mir auch die beiden Coverversionen auf dem aktuellen Mixtape: L’Aupaire aus Gießen hat sich „Dancing in the Moonlight“ von Toploader vorgenommen und verleiht dem durchgenudelten Radiohit neue Frische. Ruhiger und souliger geht es bei den Cold War Kids zu, die sich Rihannas aktuellen Hit „Love on the Brain“ vorgeknöpft haben.
Richtig Dampf hat dagegen die neue Single von Nothing But Thieves: „Amsterdam“ ist ein richtiger Stampfer. Die Jungs sind für mich sowieso eine der größten Hoffnungen der britischen Rockszene. Denn sie haben das Zeug dazu, „big“ zu werden und vielleicht in die Fußstapfen von Bands wie Muse oder Biffy Clyro zu treten. Wenn man sich das aufwändig choreographierte Video ansieht, wollen Nothing But Thieves auch genau da hin.
Zuletzt gibt’s dann noch mal einen Track zum Runterkommen: Cigarettes After Sex spielen einen zurückgelehnten, sehr atmosphärischen sowie extrem lässigen Mix aus Dream Pop, Ambient und Shoegazer Sound . Das offizielle Debütalbum der Texaner erscheint am 09. Juni 2017. Ihr Song „Apocalypse“ ist der perfekte Song zum Träumen und im Gras liegen – und ein würdiger Abschluss für das Mixtape des Monats Mai.