Der Chiemgau bildet quasi den südöstlichsten Zipfel Deutschlands. Durch seine Lage am Alpenrand ist er ein Paradies für Aktivurlauber – und das nicht nur im Winter. Gut für mich, denn ich fahre sowieso lieber im Sommer in die Berge. Denn in der warmen Jahreszeit kann ich die wunderschöne Natur, die Flora und die Faune viel besser genießen. Außerdem bevorzuge ich Wandern und Radfahren gegenüber Wintersportarten.
Kurzum, ich liebe den Bergsommer und der Chiemgau bietet alles, was man sich für einen gelungenen Aktivurlaub in Bayern wünscht. Bei der Suche nach dem passenden Ort für meinen Chiemgau-Urlaub fiel die Wahl auf Ruhpolding. Die Gemeinde erlangte internationale Bekanntheit als Austragungsort des Biathlon-Weltcups. Doch auch wenn kein Schnee liegt, hat Ruhpolding viel zu bieten – auch dank einer sehr lohnenden Gästekarte, auf die ich später näher eingehen werde. Was ich in einer abwechslungsreichen Woche im Chiemgau rund um Ruhpolding alles erlebt habe, das berichte ich in diesem Artikel.
Zum Reinkommen: Ruhpolding entdecken bei einer Wanderung entlang der Traun
Bei meiner Ankunft in Ruhpolding bin ich zunächst ernüchtert: Es ist grau und verregnet, die Berge sind wolkenverhangen. Und das, obwohl im restlichen Deutschland überall die Sonne scheint. Weil an eine Bergtour nicht zu denken ist, führt mich meine erste Wanderung einmal rund um Ruhpolding. Die Weiße Traun durchfließt den Ort. Entlang ihrer Ufer gibt es schöne Wanderwege. Vom Zentrum laufe ich einige Kilometer in Richtung Süden. Bis zum Taubensee, der unterhalb der Talstation der Rauschbergbahn liegt. Bei Nieselregen gönne ich mir eine Leberknödelsuppe im Gasthof oberhalb des Sees. Die Aufwärmung tut gut bei dem ekligen Wetter.
Noch ein Stück weiter südlich überquere ich die Weiße Traun und laufe auf der anderen Flussseite zurück in Richtung Ortsmitte. Gegen den Wetterfrust kehre ich einfach noch ein weiteres Mal ein. Ich probiere einen der riesigen Windbeutel im legendären Bauernhauskaffee Windbeutelgräfin. In dem rustikalen Gasthaus gibt es das süße Gebäck in verschiedenen, durchnummerierten Kreationen. Der Rekordhalter hat bei einem Wettessen angeblich neun Windbeutel geschafft. Warum tun Menschen sich sowas an? Ich schaffe nämlich kaum eine der leckeren Kalorienbomben.
Alles in allem ist die Dorfwanderung rund um Ruhpolding ein schöner Einstieg, jetzt müsste nur noch das Wetter besser werden!
Unternberg & Rauschberg: Die Hausberge von Ruhpolding
Ruhpolding hat zwei Hausberge, die per Seilbahn erschlossen sind. Nämlich den Rauschberg (1.671 Meter) und den Unternberg (1.425 Meter). Auf ersteren Gipfel habe ich es leider nicht geschafft. Ich stand zwar mehrfach am Fuße des Berges an der Talstation der Rauschbergbahn. Aber leider hat es während meiner Woche in Ruhpolding wettertechnisch nicht sein sollen mit mir und dem Rauschberg. Schade!
Mehr Glück hatte ich dann am Unternberg. Es gibt einen Sessellift, der auf die Spitze führt und der per Bus aus Ruhpolding-Mitte erreichbar ist. Bei meiner Fahrt zur Talstation herrscht strahlender Sonnenschein. Es ist deutlich freundlicher als am Vortag, an dem ich an der Weißen Traun entlang gewandert bin. Die Vorfreude ist deshalb groß, doch während meiner Auffahrt zum Berggipfel zieht es sich zu und ich fahre per Seilbahn in die Wolken.
Vom heißersehnten Fernblick kann ich am Gipfel des Unternbergs deshalb leider nur träumen. Etwas missmutig trete ich schließlich die Wanderung zurück ins Tal an. Natürlich klart es im Laufe des Weges wieder auf – Murphy’s Law at it’s best.
Unterwegs gönne ich mir eine Erfrischung im sehr schönen Berggasthof Weingarten, von dessen Terrasse sich ein traumhafter Blick auf Ruhpolding bietet. Danach laufe ich schließlich zurück in den Ort.
Per Mountainbike ins 3-Seen-Gebiet und zur Röthelmoosalm
Ich hatte mir vor der Reise fest vorgenommen, eine Mountainbike-Tour zu unternehmen. Zwar fahre ich viel und gerne Fahrrad, aber auf einem richtigen MTB hatte ich bisher noch nie gesessen. Deshalb besorge ich mir ein sehr ordentliches Leihrad bei Die Radgeber im Zentrum von Ruhpolding.
Entlang der Weißen Traun geht es in Richtung Süden. Der erste lohnenswerte Stopp ist die Chiemgau Arena, wo im Winter die Ruhpoldinger Biathlon-Wettkämpfe stattfinden. Doch auch im Sommer lohnt sich ein Besuch. Ich beobachte die Sportler*innen beim Lauf- und Schießtraining. Es gibt eine betonierte Übungsstrecke, die auch im Sommer mit Roll-Skiern befahren werden kann.
Weiter geht es in das so genannte 3-Seen-Gebiet. Der Lödensee, der Mittersee und der Weitsee liegen direkt nebeneinander und sind umgeben von idyllischem Bergpanorama. Eine traumhafte Landschaft! Bei gutem Wetter kannst du dir hier eine Abkühlung gönnen, bevor der anstrengendste Teil der Tour beginnt.
Gemeint ist der Aufstieg zur Röthelmoosalm, die oberhalb der Seen liegt. Durch ein kleines Tal geht der Weg ab dem Weitsee einige Kilometer entlang eines kleinen Bachs bergauf bis zur Röthelmoos-Hochebene.
Das hat Spaß gemacht mit dem Mountainbike – trotz der Steigung! Nach einer Einkehr auf der Alm geht es schließlich auf der anderen Seite zurück nach Ruhpolding.
Diese Tour hat eine Länge von 36 Kilometern und ist auch für Mountainbike-Einsteiger, so wie mich, gut geeignet. Eine absolute Empfehlung. Ich hatte so viel Spaß mit dem Mountainbike, dass ich am Nachmittag direkt noch eine zweite Tour nach Inzell, den Nachbarort von Ruhpolding, unternommen habe.
Reit im Winkl: Panoramawanderung von der Winklmoosalm zum Dürrnbachhorn
Reit im Winkl liegt ungefähr 20 Kilometer südwestlich von Ruhpolding. Oberhalb des Orts befindet sich die Winklmoosalm. Ein idyllisches Fleckchen Erde voller Bergbauernhöfe, Gasthäuser und sogar einer kleinen Kirche. Und ein Paradies für Bergwanderer. Vom Parkplatz Seegatterl in Reit führt im Sommer eine Mautstraße hinauf auf die Alm. Im Winter ist die Alm dann ein Skigebiet und es gibt eine Seilbahn nach oben.
Die Winklmoosalm ist der Ausgangspunkt für die schönste Wanderung meines Urlaubs im Chiemgau. Mit einem nostalgischen Sessellift geht es zunächst hinauf zum Dürrnbachhorn. Von der Bergstation des Lifts wandere ich danach eine knappe halbe Stunde steil bergauf bis zum Berggipfel auf 1.778 Metern Höhe. Von hier oben genieße ich schließlich das sensationelle Bergpanorama. Unter anderem habe ich einen fantastischen Blick auf den Unternberg, den Rauschberg und das 3-Seen-Gebiet.
Heute spielt auch das Wetter mit! Vom Gipfel führt der spektakuläre Weg über den schmalen Bergrücken des Dürrnbachhorns. Eine Gratwanderung, im wahrsten Sinne des Wortes. Bei mir werden Erinnerungen an Angels Landing im Zion National Park im Südwesten der USA wach.
Fun Fact: Der Berggrat verläuft genau an der Grenze zwischen Deutschland und Österreich. Man springt also ständig zwischen beiden Ländern hin und her und steht dabei regelmäßig mit einem Bein auf deutschem und dem anderen auf österreichischem Boden.
Über die bewirtete Finsterbachalm geht es zurück in niedrigere Gefilde. Auf dem Weg passiere ich die Muckklause. Eine alte Staumauer, die einstmals von Holzarbeitern genutzt wurde, um Baumstämme ins Tal zu transportieren. Zurück an der Winklmoosalm bestelle ich mir zur Belohnung einen Kaiserschmarrn in einem der Gasthäuser. Ein perfekter Bergwandertag!
Hochfelln: Der schönste Aussichtsberg im Chiemgau
Der Hochfelln ist ein Muss bei einem Besuch im Chiemgau. Du erreichst ihn mit einer Seilbahn, die im Ort Bergen nördlich von Ruhpolding beginnt. Er liegt in der ersten Reihe von Bergen hinter dem „Flachland“, bildet also den Alpenrand und ist deshalb der perfekte Aussichtsberg. Man hat vom Hochfelln einen wunderbaren Fernblick in das Alpenvorland, unter anderem auf den Chiemsee. Und in die andere Richtung kannst du bei gutem Wetter sogar bis in die Hochalpen zum Großglockner gucken. Der Hochfelln-Gipfel ist zudem ein beliebter Startplatz für Paraglider. Das macht bestimmt tierisch Spaß. In Ruhpolding und Umgebung gibt es Unternehmen, die Tandemflüge anbieten. Ich hoffe, eines Tages traue ich mich, auch einmal mitzufliegen!
Die Hochfelln-Seilbahn ist übrigens in zwei Sektionen unterteilt. Wenn du aktiv sein möchtest, bietet es sich an, das obere Teilstück zwischen Mittelstation und Gipfel (zumindest in eine Richtung) zu erwandern. Bergauf ist es konditionell fordernd, bergab werden dann die Beinmuskeln und Kniegelenke beansprucht. Beides anstrengend, aber es macht Spaß!
Abstecher zum Chiemsee: Schlösser, Kloster und Badespaß
Was wäre ein Urlaub im Chiemgau ohne einen Besuch des Chiemsees? Er zählt zu den bekanntesten Sehenswürdigkeiten Deutschlands. Vor allem aufgrund des berühmten Schlosses auf der Insel Herrenchiemsee. Es ist neben Neuschwanstein und Linderhof eines der drei Märchenschlösser, die der damalige bayrische König Ludwig II. in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts errichten ließ.
Der See ist dank der Chiemsee Schiffahrt perfekt erschlossen. In regelmäßigen Abständen verkehren ihre Boote zwischen den wichtigsten Uferorten und den Inseln. Den besten Ausgangspunkt für eine Rundtour bietet die Anlegestelle in Prien/Stock. Von dort fahren die Boote am Häufigsten ab und es gibt einen großen Besucherparkplatz.
Ich beschließe, morgens um kurz nach acht Uhr eines der ersten Boote zur Herreninsel zu nehmen. Eine goldrichtige Entscheidung. Auf dem Schiff befindet sich nur eine handvoll von Leuten, dementsprechend leer ist es auf der Insel. Für eine gute Stunde habe ich den Schlosspark und seine Umgebung fast für mich alleine. Auf dem Weg zum Schloss begegnen mir sogar ein paar scheue Rehkitze. Ich nehme an der ersten Führung teil, wir sind insgesamt zu viert. Super entspannt und ein sehr schönes Erlebnis.
Das Schloss Herrenchiemsee und sein Park sind an den berühmten Palast in Versailles vor den Toren von Paris angelehnt, denn Ludwig II. war ein großer Verehrer des französischen Sonnenkönigs, seinem Namensvetter Louis XIV. Besonders haben mir die imposanten Wasserspiele auf dem Vorplatz des Schlosses gefallen. Ludwigs Palast heißt offiziell „Neues Schloss“. Dementsprechend gibt es auch noch ein „Altes Schloss“ auf Herrenchiemsee. Es liegt oberhalb des Bootsanlegers und beheimatet heute ein Kloster des Augustiner-Chorcherrenstifts.
Weil es gegen Mittag deutlich voller wird, fahre ich mit dem Boot auf die benachbarte Fraueninsel. Auf ihr herrscht ein ganz anderer Vibe: Sie ist deutlich kleiner als die Herreninsel, viel enger bebaut und dadurch auch viel wuseliger bei großem Touristenandrang. Es gibt ein kleines Dorf mit Gasthöfen und diversen Lädchen, die Kunsthandwerk und Souvenirs anbieten. Viele Häuser stehen am Ufer und haben eigene Stege mit direktem Seezugang. Außerdem befindet sich auch auf Frauenchiemsee ein Kloster, natürlich für das weibliche Geschlecht, wie es der Name der Insel impliziert, und zwar die Benediktinerinnen-Abtei Frauenwörth.
Wer selber ins kühle Nass des Chiemsees springen möchte: Rund um den See gibt es viele Badestellen und auch Bootsverleihe, um auf eigene Faust über Wasser zu schippern. Im Sommer auf jeden Fall auch eine tolle Möglichkeit, um den Chiemsee kennenzulernen!
Die Chiemgau Karte für Ruhpolding & Inzell
Wie in den meisten Touristenorten, müssen auch die Besucher von Ruhpolding eine Kurtaxe von ein paar Euro pro Nacht bezahlen. Im Gegenzug erhalten sie, auch das ist so üblich, eine Gästekarte – in diesem Fall nämlich die Chiemgau Karte Ruhpolding & Inzell. Während solche Gästekarten normalerweise nur kleinere Vergünstigungen bieten, kannst du mit der Chiemgau Karte richtig viel Geld sparen. Viele Attraktionen rund um Ruhpolding sind nämlich als Leistungen in der Karte enthalten und müssen nicht mehr extra bezahlt werden. Dadurch kannst du quasi „gratis“ mit der Unternberg-, der Rauschberg- und der Hochfellnbahn fahren. Auch die Schwimmbäder von Ruhpolding und Inzell sind in der Karte enthalten, genauso wie diverse Museen und andere Freizeiteinrichtungen.
Hinzu kommt die freie Nutzung des Busnetzes im Bereich Ruhpolding-Inzell-Reit im Winkl und des Regionalzugs in die Kreisstadt Traunstein. Für mich ist das ein absoluter Mehrwert, der Ruhpolding einen gewaltigen Standortvorteil im Vergleich zu anderen Urlaubsorten in den bayerischen Alpen verschafft.
Spar-Tipp: Die Leistungen der Chiemgau Karte können pro angefangener Woche einmal genutzt werden. Ab der achten Nacht kannst du die Inklusivleistungen dann doppelt beanspruchen. Und zwar frei wählbar im gesamten Zeitraum deines Aufenthalts. Bleibst du also beispielsweise von einem Samstag bis zum Sonntag der darauffolgenden Woche, kannst du jeweils zweimal mit den Seilbahnen fahren.
Meine Unterkunft: Der Schwabenbauernhof in Ruhpolding
Zu einem gelungenen Urlaub gehört natürlich auch die passende Unterkunft. Und bei meiner Wahl der Bleibe hatte ich wirklich Glück. Der Schwabenbauernhof liegt zentral im Ortskern von Ruhpolding, nur einen Steinwurf vom Bahnhof entfernt. Trotzdem herrscht dort eine angenehme Ruhe. Die Besitzer sind ausgesprochen nett, ich habe sogar einen kleinen Willkommensdrink erhalten. Der Schwabenbauernhof bietet einfache, aber gut ausgestattete Ferienwohnungen mit Balkon. Wie es der Name schon verrät, befinden diese sich in einem alten Bauernhof-Gebäude. Schön rustikal, wie man es sich in Bayern vorstellt. Ich hätte mir keine bessere Unterkunft in Ruhpolding wünschen können. Direkt nebenan liegt als Alternative das Landhaus Pichler, das von denselben Inhabern geführt wird.
Ruhpolding ist unbedingt eine Reise wert. Die Möglichkeiten in der landschaftlich wunderschönen Umgebung sind riesengroß – selbst für längere Aufenthalte als eine Woche. Davon berichte ich dann beim nächsten Mal, wenn es mich erneut nach Ruhpolding verschlägt. Nur das Wetter darf dann gerne beständiger werden. Ich habe allerdings gehört, am nördlichen Rand der Alpen soll das ein frommer Wunsch sein…
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