Der Angels Landing Trail im Zion National Park in Utah gilt als eine der spektakulärsten Wanderungen in Nordamerika. Und auch als eine der gefährlichsten: Seit seiner Eröffnung kam es immer wieder zu tödlichen Unfällen auf dem teilweise schmalen Felsgrat. Wer sich trotzdem traut, wird mit umwerfenden Ausblicken auf einen der schönsten National Parks in den USA belohnt. Ich habe mich getraut – und hatte einen unglaublich tollen Tag. Schwindelfreiheit vorausgesetzt, solltest auch du dir dieses einmalige Erlebnis bei einem Besuch im Zion National Park auf keinen Fall entgehen lassen. Ich nehme dich in diesem Post noch einmal mit auf meine Tour hinauf zu Angels Landing.
Schon den ganzen Morgen kribbelt es in meinen Fingerspitzen. Heute ist es endlich soweit, es geht in den Zion National Park. Wir besteigen Angels Landing. Schon viel hatte ich im Vorfeld über die Wanderung auf den berüchtigten Fels gelesen. Unzählige Fotos im Netz habe ich gesehen, genauso viele Videos bei Youtube. Der Weg ist steil, schmal und hoch. Nichts für Leute mit Höhenangst. Aber die habe ich ja nicht, schließlich fahre ich auch gerne Achterbahn und sitze im Flugzeug immer am Fenster.
Per Shuttlebus zum Trailhead
Vom Parkeingang bringt uns ein Shuttlebus immer tiefer ins Zion Valley hinein. Es ist viel los heute. Wir mussten das Auto außerhalb des Parks in der angrenzenden Ortschaft Springdale abstellen und einige Minuten an der Haltestelle anstehen. Und es ist heiß, bis zu 35 Grad Celsius sollen es werden. Aber jetzt sind wir auf unserem Weg, jetzt gibt es kein Zurück mehr! Die Landschaft wird von Minute zu Minute spektakulärer. Wir fahren entlang des Virgin River, der sich durch das Tal schlängelt. Kaum vorstellbar, dass dieser idyllische Fluss das Erscheinungsbild des Tals über die Jahrtausende geformt hat. Bei starkem Regen kann er allerdings bis heute zu einem reißenden Strom werden.
Links und rechts von uns ragen beeindruckende Felsformationen aus rotem Sandstein in den Himmel. Nach gut 20 Minuten Fahrt erscheint unser Ziel vor uns: Angels Landing! Der mächtige Felsvorsprung überragt auf sehr fotogene Weise eine Flussschlinge des Virgin River. Wir verlassen den Bus an der Haltestelle The Grotto und machen uns auf den Weg in Richtung Angels Landing Trail.
Aufstieg zum Scout Lookout
An der Grotto-Haltestelle gibt es neben Toiletten auch einen Trinkwasserbrunnen. Wir füllen noch einmal unsere Vorräte auf, schließlich haben wir einen Aufstieg von mehr als 600 Metern Höhenunterschied vor uns. Dann geht es los. Der Trail startet an einer kleinen Brücke, auf der man den Virgin River überquert. Von hier aus bieten sich bereits spektakuläre Blicke auf Angels Landing. Da will ich wirklich rauf? Ganz schön hoch!
Auf den ersten hundert Metern führt der Angels Landing Trail am Fluss entlang. Aber schon bald geht es landeinwarts auf die Felswand zu, natürlich stetig nach oben. Der Weg windet sich unterhalb von Angels Landing in breiten Serpentinen den Berg hinauf. Das ist anstrengend, vor allem da man durchgängig der prallen Sonne ausgesetzt ist.
Wer die Serpentinen gemeistert hat, wird jedoch mit einer Abkühlung belohnt. Nach einer Gehzeit von ungefähr 45 Minuten geht es in eine schmale Schlucht, die auf die Rückseite des Berges führt. Weil sie bis in den frühen Nachmittag hinein im Schatten liegt, heißt die Schlucht Refrigerator Canyon. Zu meiner Freude verläuft der Weg hier ebenerdig, so dass ich etwas durchschnaufen kann.
Eine weitere Prüfung steht nämlich unmittelbar bevor: Walters Wiggles. So heißt der nächste steile Anstieg, dieses Mal in Form von extrem schmalen, fast schon kunstvoll angelegten Serpentinen. Direkt im Anschluss erreiche ich das erste Teilziel, den Scout Lookout. Von hier bietet sich bereits ein grandioser Blick auf das Zion Valley und den Virgin River. Ich gönne mir eine kurze Pause, um Kraft zu tanken, denn die eigentliche Herausforderung des Angels Landing Trail steht ja noch bevor.
Der letzte Kilometer: Hinauf zu Angels Landing
Vom Scout Lookout geht es noch einmal einen knappen Kilometer weiter über den schmalen, steinigen Bergrücken hinauf zu Angels Landing. Der Anblick der Strecke ist respekteinflößend, mein Adrenalinspiegel steigt. Zu Beginn des letzten Teilstücks steht ein Warnschild: Wer sich nicht gut fühlt, solle den Aufstieg lieber nicht wagen. Aber ich fühle mich sehr gut. Nachdem ich es soweit geschafft habe, packe ich jetzt auch noch die letzten Meter des Weges.
Wobei Weg das falsche Wort ist. Eher ist es ein Klettersteig, der durch eine Metallkette zum Festhalten gesichert ist. An manchen Stellen ist es eine Kraxelei, bei der ich mit Händen und Füßen über die Felsen klettern muss. An anderen Stellen ist der Grat wirklich ziemlich schmal. Und an beiden Seiten geht es hunderte Meter in die Tiefe. Jetzt bloß keinen falschen Schritt machen. Trotzdem bleibe ich immer wieder kurz stehen und genieße die atemberaubenden Ausblicke. Wie geil ist das denn bitte hier? Massiver Endorphinausstoß in meinem Körper! Die letzten Meter sind noch einmal richtig anstrengend – es geht hinauf zur Spitze von Angels Landing. Ich bin froh über die Metallkette, an der ich mich den steilen Fels hinaufziehen kann.
Ein unbeschreibliches Gefühl
Oben angekommen erreiche ich eine Art Plateau. Unter mir liegt die große Schleife des Virgin River, die sich einmal um Angels Landing windet. Es gibt keine Geländer oder Absperrungen. Ich setze mich auf ein Stück Fels und rücke vorsichtig an den Rand. Behutsam strecke ich meinen Kopf über die Kante. Hilfe, geht das tief runter. Ich liebe es. Und ich bin stolz auf mich, dass ich es tatsächlich bis hierher geschafft habe.
Hier oben ist übrigens ganz schön was los. Auch wenn der Weg beschwerlich ist, so ist der Trail während meines Besuchs stark frequentiert. Deshalb muss ich auf dem Rückweg zum Scout Lookout mehrfach warten, um Gegenverkehr durchzulassen. Stau am Angels Landing – wohl keine Seltenheit!
Der Abstieg verläuft deutlich schneller als der Hinweg, es geht den gleichen Weg zurück. Trotzdem staune ich, was für einen großen Höhenunterschied wir zurückgelegt haben. Zurück im Tal gönne ich mir eine Erfrischung am Ufer des Virgin River. Wann, wenn nicht jetzt, haben meine Füße eine kleine Abkühlung verdient? Ich stehe im Wasser und schaue noch einmal ehrfürchtig hinauf zu Angels Landing. Ich war wirklich gerade da oben! Was für eine spektakuläre Wanderung. Das werde ich niemals in meinem Leben vergessen.
Für wen ist der Angels Landing Trail geeignet?
Du fragst dich: Kann ich das auch? Ist der Trail wirklich gefährlich? Ich sage: Ja, du schaffst das. Die gesamte Strecke ist ungefähr neun Kilometer lang. Für den Hin- und Rückweg habe ich fünf Stunden benötigt. Dabei habe ich einige Pausen eingelegt. Die Wanderung ist ohne Frage sehr anstrengend. Ich selbst bin aber definitiv kein Sportjunkie und habe auch keine überragende Kondition. Für Leute ohne nennenswerte Vorerkrankungen ist der Trail deshalb meiner Meinung nach gut zu bewältigen. Wichtig ist, dass dein Kreislauf fit bleibt. Deswegen solltest du genug Wasser dabei haben. Mindestens zwei, besser drei Liter pro Person. Für das letzte Stück ist Schwindelfreiheit absolute Voraussetzung. Mit einiger Trittsicherheit und Konzentration ist der Abschnitt aber problemlos machbar. Geh allerdings nur weiter, solange du dich gut fühlst. Auf der Strecke in Panik zu verfallen, könnte gefährlich werden. Insgesamt ist die Wanderung ein einmaliges Erlebnis. Lass dir keine Angst machen und trau dich, du wirst es nicht bereuen!
Aktuelle Infos zum Zustand des Trails, Öffnugszeiten, Anreisetipps erhältst du auf der offiziellen Zion-Seite des National Park Service.
Wenn du mehr Tipps für deinen Roadtrip durch den Südwesten der USA suchst, wirf einen Blick auf meine anderen Artikel:
San Francisco: Mit dem Fahrrad über die Golden Gate Bridge
Sehenswürdigkeiten in Los Angeles: Meine Empfehlungen und Tipps
Yosemite National Park: Zehn Tipps und Highlights für deinen Besuch
4 Kommentare
Die Aussicht auf´s Zion Valley ist ja traumhaft. Angels Landing steht auch auf meiner Südwest-USA-Liste, mit so vielen anderen tollen Orten in der Gegend. Ich habe zwar ganz schön Höhenangst, aber schwindelfrei bin ich, denke mal das wird schon gehen. Zu welcher Jahreszeit und um wieviel Uhr warst Du denn da ? Würde evtl. schon ganz früh morgens starten, kurz bevor die Sonne aufgeht, um mittags schon oben zu sein. Was meinst Du ?
Viele Grüße aus Wesseling 😉
-Schwerti
Hallo Schwerti. Ich war gerade erst vor ein paar Wochen da, so gegen Anfang Juni. Es war schon ziemlich warm, aber noch im erträglichen Bereich, zwischen 30 und 35 Grad. Ich glaube, im Juli/August könnte es etwas zu warm werden. Ich denke, die beste Zeit liegt zwischen April und Juni oder im September/Oktober. Wobei es im Juni in Arizona/Utah/Nevada auch bereits richtig heiß werden kann. Ein paar Tage später hatten wir in Las Vegas 47 Grad Celsius. Ich fand die Hitze allerdings erträglich, da sie sehr trocken war. Morgens zu gehen, ist im Sommer auf jeden Fall eine gute Idee, da ist es noch kühler und leerer auf dem Trail. Die Shuttlebusse ins Valley fahren glaube ich schon ab 6 oder 7 Uhr. Ich selbst war so gegen 9.30 am Park, da war es schon ziemlich voll. Ich rate dir davon ab, direkt in Springdale zu übernachten, das war bei meinem Besuch sauteuer. In Hurricane, ca. 30 Autominuten entfernt, gibt es günstigere Motels. Wenn du noch mehr Fragen hast, helfe ich gerne ?. Ich werde in den nächsten Wochen auch noch mehr Artikel über meinen letzten Trip durch den Südwesten der USA schreiben. Viele Grüße, Marc
Hi Marc. Sorry für die späte Antwort. Ich habe keine Benachrichtigung bekommen, dass Du geantwortet hattest. Danke für den Tipp mit Hurricane, notier ich mir direkt mal 😉 Ja, ich habe für die Gegend Arizona, Utah und Joshua Tree so April/Mai im Kopf. Vielleicht in Verbindung mit Brückentagen, aber nicht an Ostern. Mal gucken. Nächstes Jahr wird es eh noch nichts, leider. Freue mich aber schon auf weitere Berichte von Dir ! Werde dich gleich mal bei FB abonieren.
Hi Schwerti, April/Mai ist definitiv eine gue Zeit für eine Reise nach Utah/Arizona. Tut mir leid, dass du keine Benachrichtigung bekommen hast. Hoffe, es klappt dieses Mal?! Ansonsten muss ich mal in meinen Wordpress-Einstellungen nachforschen, woran es liegt. Danke dir für’s Folgen :-). LG, Marc