Der Jebel Shams ist mit knapp 3000 Metern der höchste Berg im Oman. Zu seinen Füßen erstreckt sich das Wadi Ghul, das häufig als der Grand Canyon des Oman bezeichnet wird. Wer einen kleinen Kick auf seiner Reise durch den Oman sucht, ist hier richtig, denn die Gegend bietet einige Möglichkeiten für aufregende Unternehmungen – allen voran eine Wanderung auf dem Balcony Walk. Ich zeige dir in diesem Artikel, welche Abenteuer ich im Wadi Ghul und auf dem Jebel Shams erlebt habe.
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Inhalte dieses Artikels
So kommst du hin: Anfahrt zum Jebel Shams und ins Wadi Ghul
Ausgangspunkt für Fahrten zum Jebel Shams ist Al Hamra. Die Stadt liegt eine knappe Autostunde von Nizwa, der ehemaligen Hauptstadt des Oman, entfernt. In Al Hamra ist der Weg zum Jebel Shams bereits ausgeschildert, folge einfach den braunen Schildern. Die Straße zum Jebel Shams ist zunächst befestigt.
Nach ungefähr 15 Kilometern erreichst du die Abzweigung ins Wadi Ghul. Auf den Schildern wird der Weg nach Al Nakhar gewiesen, dort musst du die Hauptstraße verlassen, wenn du ins Wadi Ghul hineinfahren willst.
Kurz nach dem Abzweig zum Wadi Ghul beginnt der eigentliche Anstieg zum Jebel Shams. Zunächst ist die Straße noch asphaltiert und windet sich in Serpentinen mit teilweise ziemlich steilen Passagen den Berg hinauf.
Nach einigen Kilometern wird aus der Straße eine staubige Schotterpiste. Mir sind auf der gesamten Strecke immer wieder Autos entgegengekommen, dann kann es schon mal ein bisschen eng werden. Dafür bieten sich unterwegs regelmäßig grandiose Ausblicke auf die schroffe Berglandschaft. Ich würde den Jebel Shams nur mit Geländewagen, bestenfalls mit Allradantrieb, befahren. Mir sind auf dem Weg einige Einheimische mit Sportwagen begegnet, die auf halber Strecke umgekehrt sind, was im Interesse ihrer Autos sicherlich die richtige Entscheidung war.
Der Weg durch’s Wadi Ghul: Ein Offroad-Abenteuer mit dem Geländewagen
Der Abstecher ins Wadi Ghul in ein richtiges Offroad-Abenteuer, das deshalb ebenfalls nur für SUVs und Geländewagen geeignet ist. Direkt nach dem Abzweig von der Hauptstraße wird die Straße zu einer immer gröber werdenden Schotterpiste. Auf der linken Seite passiert man das verlassene Dorf Ghul, direkt dahinter geht es hinein in die Schlucht. Die Beschaffenheit des Weges wird immer schlechter und die Schlucht immer enger. Die Strecke führt durch ein ausgetrocknetes Flussbett, das aus Steinen und Kies besteht und der Unterseite des Wagens Schläge verpassen kann.
Ich rate dir, sehr langsam und vorsichtig zu fahren! Die Strecke ist wirklich nichts für schwache Nerven, aber die Mühe lohnt sich. Es geht vorbei an palmengesäumten Bewässerungskanälen, links und rechts ragen hunderte Meter die Felswände nach oben. Nach ungefähr fünf Kilometern erreicht man das kleine Dorf Al Nakhar. Wenn du es soweit schaffst, hast du das Wadi Ghul bezwungen. Ich gebe zu, an einigen Stellen war mir auf der engen, grobsteinigen Kiespiste etwas mulmig zumute, aber letztendlich möchte ich die Erfahrung nicht missen.
Update November 2018: Das Wadi Ghul ist zurzeit für Autos unpassierbar, weil große Steine den Weg blockieren und die Straße teilweise weggeschwemmt wurde. Wer nach Al Nakhar möchte, muss den Weg deshalb zu Fuß bewältigen. Das dauert hin und zurück ungefähr 4-5 Stunden. Hat jemand von euch aktuelle Meldungen dazu? Dann lass mir bitte einen Kommentar da!
Auf dem Plateau des Jebel Shams: Atemberaubende Ausblicke
Vom Plateau des Jebel Shams kannst du fantastische Blicke hinab ins Wadi Ghul genießen. Am Rande der Straße gibt es einige, notdürftig mit Zäunen abgesicherte Aussichtspunkte, hinter denen es direkt in die Tiefe hinab geht. Dort unten liegt das Wadi Ghul. Alleine schon für die tollen Ausblicke lohnt sich die Anfahrt auf den Jebel Shams. Ich empfehle dir jedoch, ein wenig länger zu bleiben und die Bergwelt bei einer Wanderung näher zu erkunden. Es gibt einige gut markierte Wanderwege, unter anderem die Route W4, die dich bis auf den Gipfel des Jebel Shams führt. Mit dem Auto kann er nicht befahren werden, da er militärisches Sperrgebiet ist.

Der Höhepunkt: Wandern auf dem Balcony Walk
Mein großes Highlight war der Wanderweg W6, der so genannte Balcony Walk – für mich eines der Must-Dos im Oman. Du erreichst den Ausgangspunkt der Wanderung, in dem du der Straße hinter den Aussichtspunkten bis zum Ende folgst. Nachdem sie auf dem Plateau zunächst wieder für einige Kilometer geteert war, ist der letzte Abschnitt eine ruckelige Staubpiste. Du gelangst zu einem kleinen Parkplatz an einer Ansiedlung. Keine Angst, das kann man nicht verfehlen.
Am Parkplatz gibt es eine Tafel, die den Wanderweg beschreibt – theoretisch. In der Praxis ist das Metallschild leider komplett verblichen und man kann nur erahnen, was da mal drauf abgebildet war. Das ist aber nicht weiter schlimm: Direkt hinter dem Parkplatz befindet sich der Einstieg in den Wanderweg, dort hältst du dich links und folgst ab da einfach immer dem Pfad. Zur Orientierung sind an Steinen und Bäumen immer wieder rot-gelbe markierungen aufgemalt.
Der Weg ist unglaublich spektakulär, er führt durchgängig eng an der Schlucht entlang und die Szenerie ist atemberaubend. Am Ende des Balcony Walk liegt ein verlassenes Dorf. Hier haben bis vor einigen Jahrzehnten wohl bis zu 15 Familien in der Abgeschiedenheit der Berge gewohnt. Heute ist hier niemand mehr, höchstens ein paar Bergziegen.
Was mir sehr gut gefallen hat, war die Ruhe auf der gesamten Wanderung, denn uns sind auf der Strecke nur eine handvoll Leute begegnet. Du solltest für die Wanderung auf dem Balcony Walk drei bis vier Stunden einplanen. Die Strecke ist nicht schwierig und erfordert keine besondere Kondition. An einigen Stellen musste ich allerdings ein wenig Kraxeln, deswegen empfehle ich Schwindelfreiheit und Trittischerheit.
Übernachten auf dem Jebel Shams
Am Besten, du wanderst morgens oder am Nachmittag auf dem Balcony Walk, um der prallen Mittagssonne zu entgehen – die würde ich nicht unterschätzen! Dafür solltest du am Jebel Shams übernachten. Es gibt auf dem Plateau zwei Unterkünfte: Das Canyon Rest House* und das Sama Heights Resort*. Beide liegen direkt an der Straße und sind bereits während des Aufstiegs ausgeschildert. Ich habe eine Nacht im Sama Heights Resort* verbracht. Wir haben in einem Zelt geschlafen. Wobei der Begriff Zelt irreführend ist: Es gab richtige Betten und jedes Zelt hat eine eigene Duschzelle.
Nachts kann es hier oben richtig kalt werden, wir haben in unserem Zelt deswegen geheizt. Die Übernachtung hat mit Abendessen (indisch angehauchtes Büffet) und einem einfachen Frühstück stolze 45 Rial gekostet, das sind ungefähr 110 Euro. Ich würde es trotzdem jederzeit wieder machen, weil es wirklich ein tolles Erlebnis war, den Balcony Walk am Morgen zu begehen. Wer mehr Komfort wünscht, kann im Sama Heights Resort* auch in einer richtigen Hütte mit Veranda und Bergblick übernachten, das kostet dann aber auch entsprechend noch mehr.
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4 Kommentare
Update November 2018: Wir waren vor einer Woche beim Wadi Ghul und wollten, gemäss diesem Beitrag, das Wadi befahren. Leider ist dies zur Zeit nicht möglich, der Weg ist aktuell unbefahrbar aufgrund grosser Steine und ausgeschwemmter Fahrbahn. Wir haben das Auto entsprechend stehen lassen und sind zu Fuss weiter. Auch Einheimische haben dies betätigt, aktuell unmöglich (auch mit 4×4 und grosser Bodenfreiheit).
PS: Coole Seite und geniale Berichte, TOP.
Hi Stefan, danke für das Update – das ist gut zu wissen! Dann hoffe ich mal, dass der Canyon demnächst wieder befahrbar ist. Hast du da etwas zu gehört, ob die Situation länger so bleibt oder ob es nur eine vorübergehende Sache ist? Wie war es denn, durch das Wadi zu wandern? Bestimmt auch ein schönes Erlebnis, oder? Und, warst du auch oben am Gipfel des Jebel Shams?
LG, Marc
Hallo Marc. Die Einheimischen dort konnten leider sehr wenig Englisch, daher konnte ich nicht mehr in Erfahrung bringen. Als wir aber gelaufen sind haben wir viele grosse Steine gesehen und viel weggeschwemmte Strasse. Ich denke das dürfte noch länger dauern (allenfalls spült der nächste Regen die Steine wieder etwas besser zusammen, diesen Winter wird wohl nichts mehr gehen).
Das Laufen hat aber auch Spass gemacht, aber mit dem Auto halt doch noch ein grösseres Erlebnis. Zudem ist es zu Fuss doch rund 2-3h (ein Weg) bis ganz nach hinten. Wir waren dann am nächsten Tag auf dem „Balcony Walk“ (W6), das war genial und vor allem cool, weil wir dann noch von oben gesehen haben, wo wir am Tag zuvor im Wadi Ghul gelaufen sind 🙂 Der Gipfel vom Jebel Shams haben wir weggelassen, ein Guide hat mir gesagt, dass es unmöglich ist, Militär und daher Sperrzone mit grosszügiger Absperrung.
Hey Stefan, schön, dass euch der Balcony Walk auch so gut wie mir gefallen hat. Für mich war das auch wirklich eins der Highlights des gesamten Oman-Trips! Ich werde in den Beitrag dann mal eine Anmerkung reinsetzen, dass das Wadi Ghul in diesem Winter erstmal geschlossen bleibt für Autos!