Ich habe eine Schwäche für Wadis – sie faszinieren mich. Schon auf meinem Trip in den Oman haben mich diese beeindruckenden Schluchten – meist ausgetrocknete Flussbetten – in ihren Bann gezogen. Hohe Felswände, schroffe Täler und mittendrin immer wieder grüne Sprenksler, die einer Oase ähneln. Was für eine tolle Landschaft! Kein Wunder also, dass ich auch während meiner Rundreise durch Jordanien wieder ein Wadi besuchen wollte. Nach einigen Recherchen fiel meine Wahl auf das Dana Biosphärenreservat, in dem sich das namensgebende Wadi Dana befindet. In diesem Biosphärenreservat liegt einer der schönsten Wanderwege Jordaniens: Der ungefähr 15 Kilometer lange Wadi Dana Trail, der einmal durch die gesamte Schlucht führt. Ich bin ihn gelaufen und möchte meine Erfahrungen an dieser Stelle mit dir teilen.
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Dana: Ein Dorf am Abgrund
Der Ausgangspunkt für die Wanderung auf dem Wadi Dana Trail ist das kleine Dorf gleichen Namens. Der Ort Dana liegt direkt am oberen Rand des Wadis, ganz spektakulär thront er über der Schlucht. Über 500 Jahre ist Dana bereits alt und wirkt wie ein kleines Open-Air-Museum. Die alten Häuser sind teilweise bewohnt, teilweise auch nur noch Ruinen. Das Dorf ist abgelegen, hier kommt niemand zufällig vorbei. Es gibt eine einzige Zufahrtsstraße. Außer einer Handvoll Unterkünften, Restaurants, Läden, ziemlich vielen Ziegen und einer sehr kleinen Moschee gibt es hier quasi nichts außer der Stille der jordanischen Bergwelt. Kurzum: Dana könnte auch ein kleines Bergdorf in Westeros sein.
Der Wadi Dana Trail: Hinab in die Schlucht
Der Wadi Dana Trail ist keine kurze Wanderung. 15 Kilometer beträgt der Weg, und zwar auf steiniger, unbefestigter Strecke. Deswegen brechen wir schon um kurz nach acht Uhr am Morgen auf. Gestärkt durch Hummus, Käse und arabisches Fladenbrot zum Frühstück freue ich mich auf einen aufregenden Tag.
Der Wanderweg beginnt direkt hinter den letzten Häusern von Dana. Halb rechts führt ein Weg hinab ins Tal. Das kannst du gar nicht verfehlen. Eine Ausschilderung ist nicht notwendig, denn es gibt nur diesen einen Weg. Zu Beginn geht es einige Kilometer steil bergab. Auf schottrigen Serpentinen wandern wir hinunter in die Schlucht.
Unterwegs begegnen wir immer wieder anderen Wanderern. Die Strecke ist bei Weitem nicht überlaufen, aber dennoch ganz gut besucht. Unter anderem treffen wir eine Gruppe älterer Reisender aus Deutschland. Ihr jordanischer Guide spricht sehr gutes Deutsch und erzählt uns, dass er einige Zeit in meiner Heimatstadt Dortmund gelebt hat. Die Welt ist eben doch klein!
Nach dem ersten steilen Abstieg wird der Weg einfacher: Immer wieder geht es leicht auf und ab, wir durchqueren mehrfach einen kleinen Flusslauf und kommen auch immer wieder durch grüne Abschnitte. Die Landschaft ist dabei absolut spektakulär: Die Felswände bilden bizarre Formationen und wir sind umgeben von purer Natur, von Zivilisation jeglicher Art keine Spur. Nur beim Blick zurück erkennen wir am Horizont weit oben in den Felsen das Dorf Dana, von dem wir gekommen sind.
Zur Belohnung einen Kaffee in der Feynan Ecolodge
Unser Ziel ist die Feynan Ecolodge am Ende des Wadis. Ein viel gelobtes, aber auch sehr teures Ökohotel, das im arabischen Stil erbaut wurde. Wer nicht bis zum Ende laufen will, kann aber natürlich auch jederzeit umkehren und über die Serpentinen den beschwerlichen Aufstieg zurück nach Dana wagen. Den kompletten Wadi Dana Trail in beide Richtungen (zusammen 30 Kilometer) zu gehen, empfehle ich nur erfahrenen Wanderern mit guter Kondition. Denn ansonsten ist dies kaum an einem Tag bis Einbruch der Dunkelheit zu schaffen.
Egal welche Variante du wählst: Nimm dir unbedingt genug zu Trinken mit. Es gibt unterwegs keine Einkehrmöglichkeit und du bist auf deine Vorräte angewiesen. Auch Sonnencreme und eine Kopfbedeckung sollten Teil deiner Ausrüstung sein.
Je näher wir der Ecolodge kommen, desto weniger Wanderern begegnen wir. Dafür kommen wir an den ersten Ausläufern menschlicher Zivilisation vorbei: Beduinen, die ihre Zelte aufgeschlagen haben und mit ihrem Vieh hier leben. Einige von ihnen bieten uns Tee an. Leider haben wir keine Zeit, denn für 14 Uhr sind wir an der Ecolodge verabredet. Und weil es keine Ausschilderung gibt, wissen wir nicht genau, wie weit wir noch gehen müssen.
Wir erreichen Feynan schließlich ein paar Minuten vor 14 Uhr. Unser Fahrer, den wir über unsere Unterkunft in Dana organisiert haben, ist noch nicht eingetroffen, so dass noch Zeit für einen arabischen Kaffee auf der Terrasse der Lodge ist.
Kurze Zeit später werden wir schließlich abgeholt und es geht zurück nach Dana. Die Fahrstrecke mit dem Auto beträgt ungefähr 100 Kilometer und führt einmal um das Wadi herum. Nach ungefähr 90 Minuten sind wir schließlich zurück in Dana. Alles in allem eine tolle Wanderung durch ein absolut sehenswertes Wadi!
Nicht verpassen: Der atemberaubende Sonnenuntergang über dem Wadi Dana
Am späten Nachmittag wartet in Dana dann noch ein ganz besonderes Spektakel: Der Sonnenuntergang über dem Wadi Dana. Wie die Sonne glutrot hinter den massiven Felswänden versinkt und die Schlucht in ein besonders stimmungsvolles Licht taucht, ist einfach nur spektakulär. Die Ruhe des Dorfes, die riesiege Schlucht und das schwindende Tageslicht bilden eine fantastische Kombination!
Übernachten & Essen in Dana
In der Abgeschiedenheit des Dorfes zu übernachten, ist ein besonderes Erlebnis. Wer früh morgens mit der Wanderung auf dem Wadi Dana Trail starten will, sollte unbedingt in einer der wenigen Unterkünfte in Dana übernachten. Zwei Nächte reichen dafür für übrigens völlig aus!
Meine Wahl fiel auf das Dana Tower Hotel. Es liegt in einem der alten Gemäuer und bietet einfache Zimmer mit Gemeinschaftsbädern. Für ein bis zwei Nächte ausreichend, aber erwarte nicht zu viel. Die Unterkünfte haben alle einen ähnlichen Standard. Gut geschmeckt hat das Abendessen im Dana Tower Hotel, das direkt vor Ort gebucht werden kann. Am zweiten Abend meines Aufenthalts waren wir im einzigen Restaurant vor Ort. Dort gab es Hackfleisch und Hühnchen mit Gemüse und Kartoffeln aus dem Tontopf. Nur diese beiden Gerichte, keine Speisekarte. Geschmeckt hat es trotzdem!
Nachts wird es richtig kalt in Dana, ausgenommen im Sommer. Nimm dir deswegen bestenfalls noch einen eigenen Schlafsack mit. Ich konnte den an mehreren Orten in Jordanien gut gebrauchen. Zum Beispiel ebenfalls im Wadi Rum.
Falls du etwas mehr Komfort brauchst, solltest du im schönen Dana Guesthouse der Royal Society for the Conservation of Nature übernachten. Das Hotel liegt direkt am Hang, alle Zimmer haben einen Balkon mit Talblick hinunter ins Wadi Dana. Der Spaß ist dafür natürlich auch deutlich teurer als die einfachen Unterkünfte des Dorfs.
Mein Fazit: Dana ist sehr sehenswert, punktet durch seine atemberaubende Lage oberhalb der Schlucht und bietet mit dem Wadi Dana Trail eine tolle Wanderung für alle Altersklassen, die bei Bedarf auch wieder zurück zum Ausgangspunkt gewandert werden kann und dann zu einer Herausforderung auch für echte Profis wird.
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4 Kommentare
[…] Der Wadi Dana Trail: Die vielleicht schönste Wanderung in Jordanien […]
Hi Marc, ich weiß nicht, ob ich die Info überlesen habe, aber mit welchem Anbieter hast Du die Wanderung gemacht? Viele Grüße, Magda
Hi Magda, wir haben den Rücktransport über unsere Unterkunft, das Dana Tower Hotel, organisiert. Am Tag vorher gebucht und bezahlt und dann wurden wir von einem Fahrer abgeholt.
Liebe Grüße und viel Spaß, Marc
Hallo Marc, mit wieviel Jod muss man bei der langen Strecke für die Rückfahrt rechnen?