Trekking in Kalaw: Tages-Wanderung in abgelegene Bergdörfer

by Marc

Wem es in der stickigen Wärme Südoastasiens zu anstrengend wird, der zieht sich gerne in die Berge zurück. Dort ist es nicht nur kühler, sondern es herrscht auch eine deutlich niedrigere Luftfeuchtigkeit. Das wussten schon die europäischen Kolonialherren im 19. Jahrhundert und errichteten deswegen in Ländern wie Myanmar, Kambodscha oder Malaysia so genannte „Hill Stations“. Kalaw in Zentral-Myanmar ist ein solcher Ort. Heutzutage steht Kalaw insbesondere bei sportlich Begeisterten während ihrer Myanmar Rundreise hoch im Kurs. Denn die kleine Stadt ist Ausgangspunkt für Tageswanderungen und mehrtätige TrekkingTouren in das wunderschöne, ursprüngliche Bergland des Shan States.

Der Klassiker unter den Trekking-Touren ist die anstrengende Route von Kalaw zum ungefähr 60 Kilometer weiter östlich gelegenen Inle-See, wahlweise mit einer oder zwei Zwischenübernachtungen. Ich wollte es allerdings etwas ruhiger angehen lassen und habe mich lediglich für eine knapp 20 Kilometer lange Tageswanderung rund um Kalaw entschieden.


Die Stationen meiner Myanmar-Rundreise:

  1. Yangon (Rangun): Die wichtigsten Sehenswürdigkeiten und Insider-Tipps
  2. Geheimtipp Bago: Tempel-Hopping in Myanmars unterschätzter Perle
  3. Golden Rock: Kulturschock deluxe am myanmarischen Nationalfeiertag
  4. Hpa-An: Höhlen, Berge und Pagoden im Süden Myanmars

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Edit: Aufgrund von Covid 19 und der politischen Lage sind Reisen nach Myanmar gerade nicht möglich. Wie es dort nach Corona weitergeht und welche Auswirkungen der Militärputsch im Februar 2021 auf zukünftige Reisen nach Myanmar haben wird, ist zurzeit noch nicht absehbar. Ich hoffe allerdings inständig, dass nach Überwinden der Corona-Krise Reisen ins ehemalige Burma wieder möglich sein werden. Viele liebe Menschen dort, so wie der Wanderführer John Sylvester, den ich in diesem Artikel vorstelle, hängen davon ab. Ich wünschen ihnen von Herzen alles Gute.

In der Innenstadt von Kalaw

Sehenswürdigkeiten in Kalaw: Ein gemütliches Bergstädtchen

Bei meiner Ankunft in Kalaw ist es richtig kalt. Ich erreiche die Stadt in den Morgenstunden nach einer langen und anstrengenden Nachtbusfahrt aus Hpa-An im Süden Myanmars. Temperaturen im einstelligen Bereich war ich von den bisherigen Orten meiner Myanmar Rundreise nicht gewohnt. Die ungefähr 1300 Höhenmeter machen sich definitiv bemerkbar. Deswegen fröstelt es mich trotz dickem Pullover.

Nach einer kurzen Aufwärmphase in meiner Unterkunft beschließe ich, die Stadt auf einem ausgedehnten Spaziergang kennenzulernen. Erstes Ziel ist der Myoma Markt in der Innenstadt. Hier gibt es frisch geerntetes Obst und Gemüse aus der Region, Gewürze, Textilien, Street Food und andere lokale Produkte. Ich genieße die entspannte Kleinstadt-Atmosphäre, die rund um den Markt herrscht.

Alter Truck am Straßenrand in Kalaw
The Kalaw Clock Tower

Weiter geht es an den Ortstrand, wo sich die Shwe Oo Min Pagode befindet. Auf dem Weg dorthin passiere ich mediterran anmutende Pinienwälder und viele alte Kolonialgebäude, darunter sogar eine Kirche. Kurz vor der Pagode sehe ich einen Golfplatz, der von Militärs bewacht wird. Eine komische Mischung.

Die Shwe Oo Min Pagode ist Kalaws größter Tempel. Sie hat ein Außengelände, auf dem viele goldene und weiße Stupas dicht aneinandergereiht stehen. Von dort gelangt man in einen Höhlenbereich, der Buddhastatuen aller Größen und kleine Schreine beherbergt. Es gibt sicherlich ikonischere Tempelanlagen in Myanmar, trotzdem lohnt sich ein Abstecher zur Shwe Oo Min Pagode.

Shwe Oo Min Pagoda Kalaw

Mein Rundgang endet am Bahnhof von Kalaw. Dieser atmet noch den Geist des späten 19. Jahrhunderts. Die alten Bahnhofsgebäude wirken wie ein Freilichtmuseum, auf den Gleisen stehen Waggons, die auch schon viele Jahre auf dem Buckel haben und an den Bahnsteigen liegen Straßenhunde gemütlich in der inzwischen wohlig wärmenden Sonne. Echt schön! Zweimal am Tag fahren hier Züge in Richtung Inle-See ab. Eine tolle Alternative für alle Reisenden, die nicht bis runter zum See wandern wollen.

Kalaw Bahnhof
Ein Hund liegt auf dem Bahnsteig

So findest du einen Wanderführer

Apropos wandern, auch ich bin deswegen nach Kalaw gekommen. Was mir noch fehlt, ist ein Guide. Egal ob Tagestour oder mehrtägiger Trek: Man benötigt einen Wanderführer, denn alleine außerhalb von Kalaw zu Fuß unterwegs zu sein, ist für Ausländer*innen nicht erlaubt. Es gibt in der Stadt viele Agenturen, die einen Guide vermitteln können. Auch die meisten Unterkünfte können bei der Organisation behilflich sein. So läuft es auch bei mir: Ich buche in einer von meiner Hotelrezeption empfohlenen Agentur für den nächsten Tag eine Tour mit dem lokalen Guide John Sylvester. Er arbeitet seit vielen Jahren als unabhängiger Wanderführer in Kalaw. Ich kann ihn absolut weiterempfehlen: Er kennt sich bestens in der Gegend aus, spricht gut verständliches Englisch und ist darüber hinaus ein wirklich sympathischer Kerl. John hat sogar eine eigene Homepage und kann auf diesem Wege direkt kontaktiert werden, falls du frühzeitig einen Termin mit ihm vereinbaren möchtest.

Wandern in Kalaw: Landwirtschaft und Natur

Am Morgen meines Wandertags holt John Sylvester meinen Bruder und mich nach dem Frühstück per Auto von unserem Hotel ab. Wir fahren ein paar Minuten bis zum Ortsrand von Kalaw, wo der Startpunkt unserer Wanderung liegt. Die ersten Kilometer der Ein-Tages-Wanderung führen durch landwirtschaftlich genutztes Gebiet. Wir passieren eine Reihe von Reisfeldern und beobachten dabei Bauern, die mit Hilfe von Wasserbüffeln ihren Acker pflügen. Was man bei uns nur noch im Bauernmuseum sieht, gehört hier noch zum Arbeitsalltag!

Trekking in Kalaw with John Sylvester
Ein Bauer pflügt das Feld mit seinem Büffel

Nach einer guten Stunde erreichen wir den Ye Aye Lake, ein Reservoir, das Kalaw und die Umgebung mit Wasser versorgt. Wir gehen ein Stück entlang des Ufers bis wir in ein Waldstück abbiegen. Nun geht es eine weitere Stunde bergauf, bis wir unseren ersten Zwischenstopp erreichen. Ein kleines Restaurant namens Sky View – wobei der Begriff Restaurant stark übertrieben ist. Es handelt sich eher um ein paar Bambuspavillons mit Sitzgelegenheiten, an denen mitten in der Pampa Essen und frisch gepresste Säfte für Wander*innen serviert wird. Der Name passt allerdings perfekt, denn das Sky View liegt auf einem Berggrat und bietet eine himmlische Sicht auf die umliegenden Hänge und Täler.

Marc am See
Blick auf den Ya Aye Lake
Wanderer bei Kalaw
Urwald
Berglandschaft im Shan State in Myanmar

Zu Besuch in abgelegenen Bergdörfern

Nach der Pause setzen wir die Wanderung in Richtung unseres eigentlichen Ziels fort: Wir wollen zwei Bergdörfer besuchen und dort mit der Landbevölkerung des Shan States in Kontakt kommen. Auf dem Weg dorthin sehen wir Plantagen, auf denen Kurkuma, Ingwer und Zitrusfrüchte angebaut werden. John versorgt uns durchgehend mit interessanten Infos zur Landwirtschaft im Shan State.

Countryside near Kalaw
Kurkumawurzeln
Zitrusbaum

Kurz darauf erreichen wir in einer Talsenke das erste Dorf. Es besteht aus einfachen Häusern mit Wellblechdächern und natürlich einem kleinen Tempel – den gibt es in Myanmar schließlich überall. John steuert eins der Häuser an, spricht vor dem Eingang mit einer Frau und bittet uns kurz darauf, einzutreten. Wir gehen in den ersten Stock und setzen uns in den sehr spartanisch eingerichteten Wohnraum auf Matten, die auf dem Boden liegen. Es gibt Tee für alle und John übersetzt für uns, was die Damen der hier ansässigen Familie über das Dorfleben erzählen. Nach einiger Zeit gesellt sich noch das Familienoberhaupt dazu, einer der Dorfältesten. Zuvor saß er in einem Nebenraum und studierte eine alte buddhistische Schrift. Damit verbringt er wohl täglich einen Großteil seiner Zeit. Ein unvorstellbares Leben für uns als europäische Großstädter, aber ebenso eine faszinierende Erfahrung.

Bergdorf im Shan State bei Kalaw
Buildings in a hilltribe village near Kalaw
John Sylvester
Burmesische Schriftzeichen

Das zweite Dorf unser Tages-Wanderung liegt nur einige hundert Meter weiter und erstreckt sich entlang eines Berghangs. Wir durchqueren den Ort und beobachten die Dorfbewohner*innen bei der Herstellung von Besen aus Holz und Reisig. Jeder Arbeitsschritt geschieht per Hand und sieht ziemlich mühsam aus. Die fertigen Produkte erinnern an die klassischen Hexenbesen aus Märchen und werden auf den Märkten der Umgebung verkauft.

Besenherstellung in einem Bergdorf bei Kalaw
Besenherstellung in einem Bergdorf bei Kalaw

Zum Tagesabschluss: Kaffeepause mit Aussicht

Weil es bereits Nachmittag geworden ist, müssen wir langsam nach Kalaw zurückzukehren. Es geht noch einmal ein paar Kilometer über landwirtschaftliche Pfade und Waldwege durch das Niemandsland des Shan States, bis wir schließlich die ersten Häuser von Kalaw erreichen. Direkt am Ortseingang liegt der Kalaw Cafeyard, in den wir abschließend einkehren. Von der Terrasse auf dem Dach des Cafés genießen wir zusammen mit John Sylvester noch einmal den wunderschönen Blick auf die Bergwelt des Shan States, bevor wir abgeholt und zu unserem Hotel zurückgebracht werden.

Marc, Niclas und John Sylvester
Sunset in Kalaw

Auch wenn es „nur“ eine eintägige Wanderung war, so konnte ich trotzdem einen tollen Einblick in das Landleben von Myanmar gewinnen – ein Leben wie aus einer anderen Zeit! Und dabei durch die sehr schöne (Berg-)Landschaft rund um Kalaw laufen. Es war ein Tag, der sich tief in meine Erinnerungen eingebrannt hat.

Wir haben die Tour bei Komoot mitgetrackt. Leider brach zwischendurch der GPS-Empfang ab, so dass zwei bis drei Kilometer fehlen. Aber sieh selbst:

Mein Hoteltipp für Kalaw

Die Hillock Villa, in der ich in Kalaw für zwei Nächte gewohnt habe, zählt zu den schönsten Unterkünften meiner ganzen Myanmar Rundreise. Es ist ein Komplex aus mehreren Gebäuden im Kolonialstil, die tollen Retro-Charme versprühen. Sie sind sehr liebevoll eingerichtet und verbreiten ein rustikales Landhausflair. Die Gebäude umspannt ein wirklich wunderschöner und sehr gepflegter Garten mit tollen Sträuchern und Bäumen. Überall im Garten gibt es Sitzmöglichkeiten sowie eine schöne Terrasse, auf der morgens das Frühstück serviert wird. Ein kleines Paradies!

Hillock Villa in Kalaw

Die Stationen meiner Myanmar-Rundreise:

  1. Yangon (Rangun): Die wichtigsten Sehenswürdigkeiten und Insider-Tipps
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  3. Golden Rock: Kulturschock deluxe am myanmarischen Nationalfeiertag
  4. Hpa-An: Höhlen, Berge und Pagoden im Süden Myanmars

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Die besten Myanmar Reiseführer für unterwegs:

Ausführliche Tipps für die Organisation deiner Myanmar Rundreise findest du im sehr gut recherchierten Stefan Loose Reiseführer.

Die besten Beschreibungen der Sehenswürdigkeiten mit vielen Bildern und Illustrationen bietet der Vis-A-Vis Reiseführer von DK.


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