Ein Gastbeitrag von Nils Werschnik
Wer durch Japan reist, sollte unbedingt in Kyoto Station machen. Die Stadt gilt als das spirituelle Zentrum des Landes und bietet die Möglichkeit, die japanische Kultur richtig kennen zu lernen. Kyoto ist bekannt für seine riesige Anzahl an Tempeln: Über 1000 Anlagen soll es in der Stadt geben, dazu 400 Schreine.
Wenn man mit dem japanischen Hochgeschwindigkeitszug Shinkansen am Hauptbahnhof von Kyoto ankommt und von dort mit dem Taxi oder wie ich mit dem Bus durch die Stadt fährt, entdeckt man die Tempel direkt an jeder Ecke.
Kyoto liegt auf flachem Terrain, im Zentrum liegen viele kleine Tempel einfach zwischen den Häusern. Rund um die Stadt steigen in alle Richtungen kleinere Berge und Hügel auf, dort befinden sich die großen Tempelanlagen und Sehenswürdigkeiten Kyotos. Diese besondere Lage gibt der Stadt ein Gefühl von Ruhe und Abgeschiedenheit. Auf meinem Japan-Trip habe ich mich in die 1,5 Millionen Einwohner zählende Kulturmetropole verliebt. Von meinen fünf Highlights in Kyoto erzähle ich dir in diesem Post.
#1 Ginkaku-Ji
Kyoto ist die Stadt der Tempel und deshalb gehören natürlich mehrere davon in meine Top Five. Der erste ist Ginkaku-Ji. An der Tempelanlage erlebst du beide Extreme der japanischen Kultur.
Von der zentralen Kyoto-Station fahren drei Buslinien zum Ginkaku-Ji. Dort angekommen, führt eine langsam ansteigende Straße zum Tempel hinauf. Hier wirst du das kitschige, überdrehte Extrem von Japan kennen lernen. Mehrere hundert kleine Läden säumen diesen Weg und du kriegst darin allen möglichen Schnickschnack: Japanische Fächer, kleine Geisha-Figuren, Pandaskulpturen, Kirschblüten als Magnet, Blumenketten, Teller, Tee-Services und Matcha in allen Formen. Ich habe einen geleeartigen Matcha-Block gegessen. Bah! Probiere ruhig die Dinge aus, die lecker aussehen. Aber geh davon aus, dass einiges davon für unseren westlichen Gaumen durchaus nicht schmeckt.
Wenn du es durch diesen oft überfüllten Weg geschafft hast, bist du an der Tempelanlage von Ginkaku-Ji angekommen. Hier kehrt Ruhe ein! Die Tempelanlage liegt mitten im Wald. Du folgst einem vorbereiteten Weg und trotz der vielen Touristen ist es hier sehr leise. Die Besucher schlendern langsam durch die wunderschönen Gärten und machen Fotos vom Tempel. Das ist dann das andere Extrem von Japan: Ruhe und Spiritualität.
Obwohl der Tempel braun ist, nennen ihn die Japaner „Silbernen Tempel“ als Gegenstück zum „Goldenen Tempel“ Kinkaku-Ji. Der Eintritt kostet knapp vier Euro und Achtung: Die Anlage ist nur bis fünf Uhr nachmittags geöffnet! Also nicht zu spät kommen. Am Schönsten ist es natürlich morgens, wenn hinter dem Tempel gerade die Sonne aufgeht.
#2 Arashiyama Bambuswald
Ein Wald aus Bambus? Klingt mega cool. Und der Wald im Stadtteil Arashiyama ist das auch. Dicht an dicht stehen die Bambusbäume nebeneinander und schießen viele Meter in die Höhe. Der Park, in dem sich der Bambuswald befindet, liegt am Stadtrand kurz vor dem Fluss Katsura. Es gibt einen vorgegebenen Wanderweg. Wenn du ihm folgst, stehst du schon nach ein paar Kurven mitten zwischen den Bambusbäumen.
Warum ist es in diesem Wald so cool? Weil Bambus in der freien Natur selten ist und weil er normalerweise nicht in so einer dichten Ansammlung von Bäumen vorkommt. Die Sonne ist hier an vielen Stellen etwas versteckt und man könnte eigentlich in aller Ruhe durch den Wald laufen. Doch wie so oft in Japan, ist auch dieser Wald eine beliebte Attraktion, die täglich von vielen japanischen und ausländischen Touristen aufgesucht wird.
Viel Platz zum Schießen von schönen Fotos gibt es aus diesem Grund leider nicht. Das Areal ist nämlich auch nicht besonders groß: Nach wenigen Kurven und leichten bis mittelstarken Anstiegen hat man den Wald bereits durchquert. Trotz der Touristenmassen hatte ich aber viel Spaß im Bambuspark. Im Gegensatz zu den Innenstädten der Metropolen wie Tokio und Kyoto war der Besuch hier doch eine entspannende Abwechslung in der Natur.
#3 Iwatayama Affenpark
Direkt um die Ecke von Kyotos Bambuswald liegt die zweite Attraktion im Stadtteil Arashiyama – der Affenpark Iwatayama. Du läufst vom Bambuswald nur ein Stück am Fluß entlang, überquerst eine Brücke und bist schon am Eingang angekommen. Aber Achtung – das heißt nicht, dass du dann auch bereits in der Nähe der Affen bist. Vom Eingang führt erst noch ein Wanderweg hoch in die Berge. Über mehrere Serpentinen geht es ungefähr 30 Minuten lang steil nach oben. Nimm unbedingt Wasser mit, wenn du hoch zu den Affen läufst!
Nach einem Großteil der anstregenden Strecke erfolgt endlich die Belohnung – die ersten Affen tauchen auf. Du wirst die Rufe der Tiere schon aus der Entfernung hören und irgendwann begegnet dir der erste dann auch. Die Affenart, die hier oben lebt, ist der sogenannte Japanmakak.
Am Ende des Wanderwegs befindet sich ein Plateau mit einem kleinen Häuschen. Darin kannst du dir Infos über die Affen durchlesen oder von Guides erzählen lassen. Das ist ganz nett, viel cooler ist es aber, sich direkt Affenfutter zu kaufen und die Tiere durch ein Gitter zu füttern.
#4 Kinkaku-Ji
Obwohl meine Reisegruppe müde war und meinte, schon genug Tempel in Kyoto gesehen zu haben, konnte ich sie noch überzeugen, zum Kinkaku-Ji zu gehen. Allein der Titel „Der Goldene Tempel“ lockte mich. Ich kannte die Bilder aus dem Reiseführer und wollte dieses nahezu komplett in Gold gehüllte Gebäude unbedingt sehen. Nach einem langen Tag entschieden wir uns, also doch noch den Kinkaku-Ji zu besichtigen und es lohnte sich absolut!
Die Szenerie ist faszinierend: Mitten in einem ruhigen Waldgebiet versteckt sich dieser beeindruckende Tempel. Ich konnte es auf den Bildern gut kaschieren, aber auch hier tummeln sich wieder jede Menge Touristen. Während meines Besuchs zog ein plötzlicher Regen auf. Und dieser war ausnahmsweise mal großes Glück. Er gab dem Tempel, der mitten in einem ruhigen See liegt, für die Fotos eine noch mystischere Atmosphäre. Und er hat einige der Touristen verjagt.
Die meisten Besucher von Kinkaku-Ji verharren vor dem goldenen Hauptgebäude, doch die Anlage lädt eigentlich dazu ein, einmal den Rundweg abzulaufen. Gerade die Gärten sind teilweise wunderschön. Auch bei Regen.
Der Eintritt in die Tempelanlage kostet umgerechnet knapp 3 €. Geöffnet ist auch der Kinkaku-Ji nur bis 17 Uhr.
#5 Fushimi-Inari-Taisha
Der Fushimi-Inari-Taisha-Schrein liegt im Süden von Kyoto. Schon allein zu beschreiben, was genau das ist, fällt mir nicht ganz leicht: Eigentlich handelt es sich um einen einzelnen Schrein auf der Spitze eines 233 Meter hohen Berges. Zu ihm führen aber diverse Wege durch gefühlt unendlich viele rote Tore. Diese Ansammlung von Torii, wie die Japaner sie nennen, hast du sicher schon mal auf Bildern gesehen.
Ein wichtiger Tipp von mir vorab: Nimm dir auch hier wieder ausreichend Wasser mit. Die Wanderung ist sehr lang. Hin und zurück dauert der Weg zwei bis drei Stunden, auch wenn es zu Beginn der Wanderung nicht danach aussieht. Da verschätzt man sich leicht!
Wir haben Fushimi-Inari-Taisha an unserem Abreisetag besucht und sind extra um sieben Uhr morgens dafür aufgestanden. Im Nachhinein war das eine perfekte Entscheidung und ich kann einen weiteren Tipp daraus ableiten: Besuche die Anlage so früh wie möglich. Ab vormittags kommen auch hier die Touristenmassen. Morgens hast du die Tore für dich ziemlich alleine, gerade je höher du kommst.
Die meiste Zeit habe ich damit verbracht, mich zu fragen, wie sie die Tore hier alle hochgeschleppt haben. Die Wege bestehen aus vielen kleinen, flachen Stufen. Jeder Meter wird dadurch noch etwas anstrengender und ein Ende scheint nie in Sicht.
Man kann hier recht leicht die Orientierung verlieren. Zum Glück gibt es jedoch regelmäßig Tafeln, die dir zeigen auf welchem Teil der Anlage du dich gerade befindest und wie viel Weg du noch vor dir hast bis zum Gipfel mit dem eigentlichen Schrein.
Auf den meisten Bildern sehen die Tore und der Wanderweg sehr gleichförmig aus. Dieser Eindruck täuscht allerdings. Sie unterscheiden sich in der Größe, ihrem Abstand zueinander, sogar in der Farbe und in der Anordnung. Für mich war Fushimi-Inari der spannendste Ort in ganz Japan.