Es gibt diese Sehnsuchtsorte, die von einem mystischen Hauch umweht werden. Orte, die man schon hundert Mal in Filmen oder auf Bildern gesehen hat. Orte, zu denen sich sofort bestimmte Assoziationen im Kopf aufbauen, selbst wenn man sie persönlich noch nie besucht hat. Ein solcher Ort ist für mich Petra, die weltberühmte Felsenstadt in Jordanien. Wahrscheinlich hat jeder schon mal Aufnahmen, die den Blick aus der engen Schlucht „Siq“ auf die berühmte Schatzkammer zeigen, gesehen. Eines der bekanntesten Fotomotive überhaupt. Und natürlich ein überwältigender Anblick.
Der Traum, einmal die über 2000 Jahre alte ehemalige Hauptstadt der Nabatäer mit eigenen Augen zu sehen, war ehrlich gesagt auch mein Hauptanreiz, überhaupt nach Jordanien zu reisen. Unter Archäologen gilt Petra als achtes Weltwunder der Antike. Film-Freaks kennen die Stadt als Drehort von „Indiana Jones und der letzte Kreuzzug“. Und die UNESCO hat Petra schon vor vielen Jahren zum Weltkulturerbe ernannt. Natürlich ist Petra die meistbesuchte Attraktion in Jordanien. Viele Reisegruppen kommen nur für einen Abstecher aus dem benachbarten Israel nach Petra rüber. Natürlich auch ein Fehler, denn Jordanien hat noch viel, viel mehr zu bieten als sein weltberühmtes Aushängeschild.
Doch Worte, Zahlen oder Auszeichnungen können dieser einmaligen, geschichtsträchtigen Sehenswürdigkeit sowieso kaum gerecht werden. Auch wenn es eine abgedroschene Phrase ist: Ich war überwältigt von Petra und habe meine Entscheidung nicht eine Sekunde bereut.
In diesem Post möchte ich dir die wichtigsten Sehenswürdigkeiten, die du in Petra nicht verpassen solltest, vorstellen und Tipps geben, wie du das Beste aus deinem Besuch herausholst. Eins schon mal vorweg: Nimm dir zwei Tage Zeit und stell dich darauf ein, viel zu laufen!
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Der Siq und die Schatzkammer – Petras bekannteste Sehenswürdigkeiten
Petra ist sehr weitläufig, aber trotzdem nicht unübersichtlich: Es gibt einen langen Hauptweg. Wenn du ihm folgst, siehst du bereits einen Großteil der Sehenswürdigkeiten. Und du kannst ihn nicht verfehlen: Er startet direkt am Haupteingang hinter dem Visitor Center, folge einfach dem Besucherstrom. Das empfehle ich dir für den ersten Besuchstag in Petra.
Eine kleine Empfehlung: Am Haupteingang gibt es Flyer, auf denen das Wegenetz mit den wichtigsten Trails von Petra abgebildet ist. Nimm dir unbedingt solch eine Karte auf das Gelände mit – für Abstecher vom Hauptweg, die ich für den zweiten Besuchstag empfehle, wirst du sie brauchen.
Der Weg führt vom Eingang hinab in Richtung „Siq“. Entlang der Strecke triffst du zahlreiche Pferdekutschenfahrer und Reiter, die dir einen Transport hinab ins Tal anbieten werden. Die Jungs sind hartnäckig, doch du solltest standhaft bleiben. Auch wenn einige Einheimische von diesem Geschäft leben, ist der Umgang mit den Tieren meiner Meinung nach oftmals Quälerei. Das gilt auch in besonderem Maße für das Esel- und Kamelreiten, das im weiteren Verlauf des Weges durch Petra angeboten wird.
Nach ein paar hundert Metern passiert man zunächst auf der linken Seite das Obeliskengrab („Obelisk Tomb“) mit dem darunter liegenden Triclinum. Eine erste beeindruckende Fassade, die von den Nabatäern in den Fels geschlagen wurde. Und ein Vorgeschmack auf das, was einen noch erwartet.
Wenige Zeit später erreicht man den Eingang zum Siq. Diese etwas über einen Kilometer lange Schlucht ist der Hauptzugang zu den Höhepunkten Petras. Bis zu hundert Meter ragen die Felswände an beiden Seiten in die Höhe, so dass einige Bereiche der schmalen Schlucht selbst in der Mittagszeit niemals die Sonne erblicken. Dadurch entsteht auf dem Weg durch den Siq ein beeindruckendes Zusammenspiel aus Licht und Schatten.
Und dann bildet sich plötzlich eine Menschentraube in der schmalen Gasse. Der Grund? Am Ende des Siqs tut sich der Fels auf und gibt den Blick auf die berühmte Schatzkammer „Khazneh al-Firaun“ frei. Eine riesige, palastartige Fassade, die 43 Meter hoch aus der massiven Steinwand geformt wurde. Der Gegensatz zwischen enger Schlucht und der prunkvollen, surreal anmutenden Fassade ist nicht nur auf Bildern ein faszinierender Anblick. Ich ertappe mich bei dem Gedanken: Wie unglaublich ist es, dass Menschen so etwas vor 2000 Jahren erschaffen haben? Welche Opfer müssen sie dafür erbracht haben?
Die Schatzkammer, die gar keinen Schatz beherbergte, sondern als königliches Grab und später als nabatäischer Tempel diente, darf leider nicht betreten werden. Am besten, du suchst dir einen Platz davor und schaust dir das wuselige Treiben ein paar Minuten an. Souvenirverkäufer, Kameltreiber, Ziegenhirten mit ihren Herden, Kutschenfahrer, Eselreiter und natürlich die unzähligen Besucher – sie alle treffen hier aufeinander. Ich bin froh, dieses berühmte Motiv endlich mit eigenen Augen gesehen zu haben.
Die belebte Hauptstraße: Königliche Gräber, ein altes Amphitheater und der Palast Qasr al-Bint
Hinter der Schatzkammer geht es dann Schlag auf Schlag: Hier verlief auch die frühere Hauptstraße durch Petra. Links und rechts des Weges erhebt sich die Fassadenstraße. Ich kann mir gut vorstellen, wie in den kleinen Häusern früher die Händler um ihre Waren feilschten. Händler gibt es heute zwar immer noch, aber sie verkaufen andere Dinge als damals: Kühlschrankmagneten, Postkarten oder lokalen Schmuck.
Hinter der Fassadenstraße wird der Weg immer weiter und es erscheint das alte Nabatäer-Theater. Ein klassisches Amphiteater: Ein großer Halbkreis mit riesigen, steil aufragenden Besucherrängen und gegenüber die verhältnismäßig kleine Bühne. Hier gab es vor 2000 Jahren Brot und Spiele für das Volk. Direkt daneben liegen die Königlichen Gräber („Royal Tombs“). Weitere massive Fassaden, nicht ganz so gut erhalten wie die Schatzkammer, dafür noch monumentaler und größer. Für eine genauere Betrachtung der Royal Tombs kannst du dir am zweiten Tag Zeit nehmen.
An Tag Eins solltest du der Hauptstraße noch ein Stück weiter folgen, hinunter zum tiefsten Punkt des Weges, dem so genannten Basin. Dort liegt Qasr al-Bint. Dieser ehemalige Tempel ist eines der wenigen Gebäude, die frei stehen und nicht in den Fels geschlagen sind. In seinem Schatten gönne ich mir eine kleine Rast, es ist nun bereits mittags. Vom Visitor Center hinab bis zum Basin sind es zu Fuß bereits knapp fünf Kilometer – zum Teil durch die pralle Mittagssonne. Und der anstrengendste Part des Tages steht noch bevor.
Das Highlight: Der Aufstieg zum Kloster Ad-Deir
Wer sich hinter dem Restaurant gegenüber von Qasr al-Bint rechts hält, erreicht den Weg hinauf zum Kloster Ad-Deir, das oftmals einfach als „The Monastery“ bezeichnet wird. Der Weg hat es in sich: Er besteht aus aus 822 Stufen, mal mehr mal weniger breit und steil. Ich habe für den Aufstieg ungefähr eine knappe Stunde benötigt. Allerdings mit Pausen, denn unterwegs bieten sich immer wieder faszinierende Ausblicke hinab ins Tal und auf die Royal Tombs in der Ferne. Wer Lust hat, kann den Aufstieg auch für einen Kaffee oder ein Wasser an einem der kleinen Stände am Wegesrand unterbrechen.
Einige Leute nutzen hier die Option, sich einen Esel zu mieten. Die Tiere rutschen auf den schmalen Stufen allerdings zum Teil beträchtlich. Das Ganze schien mir eine wackelige Angelegenheit und nicht ganz sattelfest zu sein. Vor allem, wenn die Esel ihren Treibern einfach mal abhauen und führungslos vorweg laufen. Mir war das Ganze jedenfalls nicht geheuer! Außerdem taten mir die Tiere leid, deswegen bin ich lieber gelaufen als geritten.
Der Aufstieg ist die Mühen definitiv wert. Denn oben wartet eins meiner Highlights in Petra. Die Fassade von Ad-Deir ähnelt zwar der Schatzkammer, aber sie wirkt noch etwas breiter und mächtiger. Und sie liegt nicht in einer engen Schlucht, sondern auf einem Hochplateau. Dadurch kann sie auch aus größerer Entfernung betrachtet werden. Zum Beispiel von einer Anhöhe, die sich ihr gegenüber erhebt. Der kleine Extra-Aufstieg lohnt sich: Von hier oben hast du zusätzlich noch einen tollen Blick ins angrenzende Wadi Araba.
Mein Tipp nach dem anstrengenden Aufstieg: Direkt gegenüber der Monastery befindet sich ein Café. Hier einen frisch gepressten Saft kaufen, ein bisschen die Seele baumeln lassen und den einmaligen Ausblick genießen.
Von Ad-Deir aus mache ich mich auf gleichem Wege zurück in Richtung Ausgang. Dort komme ich am späten Nachmittag kurz vor Sonnenuntergang ziemlich schlapp an. Wenn du nur einen Tag hast, solltest du genau diesen Weg durch Petra wählen.
Nicht verpassen: Ruhige Wanderung zum hohen Opferplatz und ins Wadi Farasa
Trotzdem empfehle ich dir, einen zweiten Tag in Petra einzuplanen, um in die ruhigeren Ecken von Petra vorzudringen.
Zunächst einmal lohnt sich ein Abstecher zu einem tollen Aussichtspunkt oberhalb der Schatzkammer. Der Trail dorthin ist nicht ausgeschildert, aber in der Karte des Visitor Centers eingezeichnet. Hinter dem Obeliskengrab zweigt er links ab. Dort befindet sich ein kleines Häuschen auf der anderen Seite des trockenen Flussbetts, das am Weg entlangführt. Du musst das Bett durchqueren und dann an dem Häuschen vorbei. Folge einfach dem Weg, der dort beginnt. Nach einem Aufstieg über einige Stufen und Felsen gelangst du zu einer Hochebene, die oberhalb des Siqs entlangführt. Und schließlich zum oberen Rand gegenüber der Schatzkammer.
Auf Höhe der Abzweigung warten viele Guides. Sie versuchen, dich zu überreden und wollen dich gegen eine Gebühr zum Aussichtspunkt zu bringen. Ich bin der Meinung, auch ohne Führer ist der Weg zu finden und zu schaffen.
Vom Aussichtspunkt kannst du wieder hinab zur Schatzkammer steigen. Folgt man nun der Fassadenstraße in Richtung Amphitheater, geht ungefähr links auf halber Strecke der Trail zu meinem zweiten absoluten Petra-Highlight ab: Dem hohen Opferplatz („Place Of High Sacrifice“).
Erneut über einige Stufen führt dieser Weg hinauf zu eben diesem Platz. Der schweißtreibende Aufstieg wird mit einem wirklich wunderbaren Weitblick auf Petra und Umgebung belohnt. Direkt unterhalb liegt die Hauptstraße mit dem Theater und der Fassadengasse. Rundherum tolle Berge & Schluchten. Und überall lassen sich in den Stein geschlagene Fassaden erkennen. Am hohen Opferplatz befindet sich ein kleines Beduinenzelt, das Getränke verkauft. Auf einem Schild rühmt es sich als Café mit dem „Best View in the World“. Könnte stimmen!
Meine Empfehlung für den Abstieg: Wer sich hinter dem hohen Opferplatz rechts hält, kommt durch das Wadi Farasa zurück ins Tal. Diese abgelegene Schlucht ist ein kleiner Geheimtipp. Hier verirren sich nur wenige Besucher hin. Mit dem Gartentempel und einigen schönen Gräbern bietet es trotzdem sehenswerte archäologische Stätten.
Vom Wadi Farasa kommt man zurück auf den Hauptweg und erreicht diesen bei Qasr al-Bint. Von hier geht es dann wie am Vortag zurück zum Ausgang. Wer jetzt noch Zeit hat, kann sich die Royal Tombs von Nahem anschauen. Während des Rückwegs läuft man quasi zentral auf sie zu.
Zurück am Visitor Center bin ich noch platter als am Vortag. Aber auch ziemlich glücklich. Der Besuch in Petra hat sich definitiv gelohnt und war die Reise nach Jordanien wert.
Abstecher nach Little Petra
Wer immer noch nicht genug hat nach zwei Tagen: Ungefähr zehn Kilometer nördlich der eigentlichen Felsenstadt liegt Little Petra. Eine weitere Schlucht, die noch einmal ein paar kleinere Fassaden bietet. Und die besterhaltene Höhlenmalerei im Gebiet rund um Petra kann hier bewundert werden. Außerdem gibt es noch einen kurzen Aufstieg zu einem schönen Aussichtspunkt ins Wadi Araba. Nichts wirklich Neues, aber trotzdem eine nette Abrundung des Petra-Abenteuers.
Weitere nützliche Tipps für deinen Besuch in Petra
- Öffnungszeiten: Petra hat seine Tore täglich ab 6 Uhr geöffnet und schließt zum Sonnenuntergang (ca. 16 Uhr im Winter, 18 Uhr im Sommer).
- Am frühen Morgen herrschen die besten Lichtverhältnisse, um Fotos von der Schatzkammer aufzunehmen – und es ist bedeutend leerer.
- Eintrittspreise: Es gibt Tickets für einen, zwei oder drei Tage (50/55/60 jordanische Dinar). Ich rate dir, unbedingt vor deiner Reise den Jordan Pass zu kaufen. Mit ihm erhältst du Zutritt zu Petra und vielen anderen Sehenswürdigkeiten. Außerdem sparst du mit ihm die Kosten für das Visa-on-Arrival bei deiner Ankunft.
- Im Sommer wird es sehr heiß in Petra – bis zu 40 Grad sind keine Seltenheit. Die besten Besuchszeiten liegen im Frühling (März-Mai) und Herbst (September-November). Auch dann ist die Sonne allerdings aggressiv. Unbedingt Sonnencreme benutzen und eine Kopfbedeckung mitnehmen.
- Ich bin an beiden Tagen jeweils 15-20 Kilometer durch Petra gewandert. Zum Teil über steinige und unbefestigte Wege. Deswegen sind im besten Fall richtige Wanderschuhe, zumindest aber festes Schuhwerk, ratsam.
- Weitere generelle Informationen rund um deinen Besuch findest du auf der offiziellen Homepage von Petra.
Unterkünfte in Petra: Übernachten in Wadi Musa
Als meistfrequentierte Attraktion Jordaniens, bietet Petra seinen Besuchern eine gut ausgebaute touristische Infrastruktur, die kaum Wünsche offen lässt. Direkt neben dem Visitor Center liegt der Ort Wadi Musa mit unzähligen Restaurants und Unterkünften. Von hier kannst du problemlos zu Fuß nach Petra laufen.
Wer kein Hotel in der Nähe des Eingangs findet: Es gibt auch ausreichend Parkplätze. Die habe auch ich genutzt. Ich habe meine drei Nächte nämlich im Seven Wonders Bedouin Camp verbracht, das in der Nähe von Little Petra liegt. Es ist eine Art Campingplatz mit fest installierten Beduinenzelten, in denen richtige Betten stehen. Natürlich eher semi-authentisch, aber trotzdem ein ganz nettes Abenteuer. Allerdings für das Gebotene auch nicht unbedingt günstig!
Am authentischsten und preiswertesten ist die Unterkunft in einem Homestay, wie zum Beispiel dem Why Not Bedouin Home.
Wer eher Luxus sucht und bereit ist, tief in die Taschen zu greifen, kann sich im Mövenpick Resort direkt gegenüber des Petra Visitor Centers einen bestimmt sehr tollen Aufenthalt gönnen.
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