Ein Besuch der Golden Gate Bridge gehört zum Pflichtprogramm in San Francisco. Schließlich ist die 1937 fertiggestellte Brücke eines der bekanntesten Bauwerke der Welt und das Wahrzeichen der „City by the bay“. Viele Besucher kommen mit dem Auto oder überqueren die Brücke mit einem der unzähligen Touristenbusse. Ich habe mich für eine andere Variante entschieden: Bike the bridge – eine Fahrradtour über die Golden Gate Bridge!
Mit dem Fahrrad will ich von Fisherman’s Wharf aus zur Golden Gate Bridge fahren. Von dort soll es weitergehen bis nach Sausalito im Marin County. So weit der Plan. Bis nach Sausalito sind es ungefähr 15 Kilometer, das klingt absolut machbar. Ich mache mich auf den Weg zum Fahrradverleih Blazing Saddles nahe des Pier 39, der mir bei einem Bummel am Vortag aufgefallen war. Unterwegs schaue ich noch kurz bei den Seehunden vorbei, die sich täglich auf den Holzinseln vor dem Pier in der Sonne wälzen. Natürlich ist es hier touristisch, trotzdem liebe ich diesen Ort.
Der Fahrradverleih Blazing Saddles am Pier 39
Bei Blazing Saddles gibt es Fahrräder für 36 Dollar pro Tag zu mieten. Ein stolzer Preis – zumal es sich um bereits etwas abgefahrene Mittelklasseräder handelt. Aber egal, ich will mit dem Fahrrad die Golden Gate Bridge überqueren. Das Wetter ist perfekt, sonnig und nicht zu warm – ein wirklich schöner Junitag. Bevor ich starten kann, muss ich mir noch einen Informations- und Sicherheitsfilm ansehen. Ich werde behandelt, als hätte ich noch nie auf einem Fahrrad gesessen. Und alle Mitarbeiter feiern mich ami-typisch dafür ab, dass ich das „Abenteuer“ wage. Ich denke mir insgeheim: Leute, es ist nur eine Fahrradttour! Zum Schluss werde ich noch mit einer Karte ausgestattet und erhalte Fährtickets, falls ich den Rückweg von Sausalito nicht mit dem Rad fahren möchte. Aber dann geht es endlich los.
Zunächst fahre ich entlang des Fisherman’s Wharf, vorbei an den ganzen bunten Läden, Essensständen und Souvenirshops. Danach geht es zum Maritime Museum, das am Rande eines kleinen Strandes liegt. Direkt dahinter folgt die erste Steigung der Tour. Die Schaltung ächzt und ich muss mich ganz schön anstrengen. Durch einen kleinen Park geht es aber sofort wieder bergab, hinunter in Richtung des Yachthafens von San Francisco. Von nun an führt der Weg nah an der Küste entlang ohne nennenswerte Steigungen. Hinter den letzten Booten des Hafens beginnt Chrissy Field. Der ehemalige Militärflugplatz dient heute als Naherholungsgebiet. Wenn du Bock hast, kannst du hier einen kurzen Stopp einlegen. Es gibt weitläufige Wiesen und einen großen Strand, an dem du dich ausruhen kannst. Im Hintergrund erhebt sich bereits die Golden Gate Bridge.
Aufstieg zur Golden Gate Bridge
Ich fahre allerdings direkt weiter. Nachdem ich einige alte Flugzeughangars hinter mir gelassen habe, erreiche ich links den Abzweig hinauf zur Golden Gate Bridge. Wer will, kann hier noch ein paar Meter weiter fahren zum Fort Point, direkt am Fuße der Brücke. Dabei handelt es sich um eine alte Befestigungsanlage, die einst von spanischen Eroberern errichtet wurde.
Der Aufstieg ist anstrengend, die Brücke ist ganz schön hoch und das Fahrrad ächzt wieder. Hoffentlich hält die Kette das durch! Oben angekommen erreicht man einen Aussichtspunkt, der sich perfekt eignet für einige Selfies mit der Brücke im Hintergrund. Ich bin nun knapp acht Kilometer gefahren, die Hälfte des Weges nach Sausalito liegt also bereits hinter mir. Ich blicke auf’s Meer und genieße die tolle Aussicht. Plötzlich erhebt sich ein großer Körper aus dem Wasser. Und dann noch einer. Ein riesiger Vogelschwarm kommt herangeflogen und setzt an der Stelle, wo die Gischt aufspritzt, zur Landung an. Ich reibe meine Augen, habe ich gerade tatsächlich Wale gesehen?
Unverhofftes Whale Watching
Ich setze meinen Weg fort, jetzt geht’s rauf auf die Golden Gate Bridge. Außerhalb der Rush Hour fahren Radfahrer stadtauswärts auf der rechten Seite und teilen sich den Weg mit den Fußgängern. Schnelles Fahren ist deshalb nur bedingt möglich. Ich halte am Rand und schaue nochmal runter auf’s Meer. Der Vogelschwarm ist immer noch da. Und tatsächlich, da unten schwimmen wirklich Wale. Und zwar nicht nur zwei, sondern drei. Ich kann mein Glück kaum fassen. Es ist das erste Mal, dass ich Wale in freier Wildbahn erlebe.
Ich beobachte die Tiere einige Minuten, dann fahre ich weiter. Die Golden Gate Bridge ist insgesamt 2,7 Kilometer lang und hier oben herrscht fast immer sehr starker Wind. Wenn du einen Hut oder eine Kappe dabei hast: Setze sie vorher ab – sonst landet sie vielleicht bei den Walen!
Die letzte Etappe: Weiter nach Sausalito
Hinter der Brücke führt der Weg in Serpentinen wieder hinab zur Küste. Direkt nach dem Abstieg erreiche ich den ehemaligen Armeestützpunkt Fort Baker. Vor dem Fort befindet sich ein Pier, das von Anglern besiedelt wird. Von hier aus hat man einen perfekten Blick auf die Skyline von San Francisco. Hinter dem Fort muss ein weiterer Anstieg gemeistert werden, doch schon wenig später erreiche ich Sausalito.
Kurz hinter dem Ortseingang liegt ein kleiner Laden auf der linken Straßenseite. Dort decke ich mich mit kalten Getränken ein und setze mich auf eine Bank an die Promenade am Meer, die kurz hinter dem Laden anfängt. Die kleine Pause ist definitiv verdient!
Im Ortskern von Sausalito gibt es einige nette Läden und Restaurants. Wer Lust hat, kann hier bestimmt gut essen! Weniger schön: Es gibt einen großen, zentralen Fahrradparkplatz, der tatsächlich Geld kostet. Es gibt Parkautomaten für Fahrräder – verrückt! Nach einem kleinen Bummel durch den Ort, beschließe ich nach San Francisco zurückzukehren. Weil am Fähranleger bereits ziemlich viele Fahrradfahrer in einer langen Warteschlange stehen, fahre ich den ganzen Weg einfach wieder mit dem Rad zurück!
Nach insgesamt knapp fünf Stunden erreiche ich wieder die Blazing Saddles am Pier 39. Hinter mir liegt eine Tour von knapp 30 Kilometern. Die nicht benutzte Fährkarte kann ich zurückgeben, ohne sie bezahlen zu müssen. Ein guter Service!
Bike the Bridge: Lohnt es sich?
Diese Frage beantworte ich mit einem klaren Ja! Die Golden Gate Bridge mit dem Fahrrad zu überqueren ist ein tolles Erlebnis. Intensiver als mit dem Auto oder dem Bus. Unterwegs bieten sich immer wieder spektakuläre Ansichten von San Francisco. Ich finde, die Tour ist für jeden geeignet, auch wenn es es ein paar Anstiege gibt. Notfalls muss halt geschoben werden. Die Fahrräder von Blazing Saddles sind keine High-End-Modelle, aber sie erfüllen ihren Zweck. Das Preis-Leistungs-Verhältnis ist zwar mies, aber woanders wirst du auch keine günstigeren Räder bekommen. Dafür ist der Shop am Pier 39 ein perfekter Ausgangspunkt für die Tour. Ich hatte viel Spaß!
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1 Kommentare
Ich würde auf dem Weg von Blazzing Saddles zur Brücke noch einen Stopp am Palace of Fine Arts empfehlen. Ein schöner Ort, der so ganz anders ist als die Stadt drum herum! Ein Sicherheitsvideo gab es bei mir zwar nicht, aber die Mitarbeiter waren ähnlich enthusiastisch bei dem Gedanken, dass ich das Abenteuer eingehe, in die ferne Stadt Sausalito zu fahren. Alle wünschten mir viel Glück, die gewaltigen Entfernungen und Entbehrungen gut zu überstehen 🙂 Sehr witzig.